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Optimierung

Nach Newton und Hamilton lassen sich in der Physik zwei Forschungsprogramme unterscheiden. Innerhalb des Newton'schen Programms geht es darum, eine ideale (kräftefreie) Bewegungsform auszuzeichnen und alle Abweichungen vom Ideal durch die Wirkung von Kräften zu erklären. Demgegenüber kommt es nach Hamilton'schem Programm darauf an, Invarianten der Bewegung zu abstrahieren, d.h. danach zu suchen, was trotz aller Veränderung gleich bleibt. Die Naturvorgänge werden also nicht aus der Wirkung verborgener Kräfte zu erklären versucht, sondern aus dem Aufspüren von Erhaltungsgrößen.

Eine für alle Vorgänge fundamentale Erhaltungsgröße ist die Energie. Ihre Wirkung in der Zeit bildet die Variationsgröße in den grundlegenden Prinzipien der physikalischen Theorien. Bereits Heron hatte im 1. Jahrhundert das Reflexionsgesetz des Lichtes aus dem Prinzip des kürzesten Weges abgeleitet. Und Fermat folgerte das Brechungsgesetz aus dem Prinzip der kürzesten Zeit. Leibniz und Euler verallgemeinerten die Optimierungsprinzipien zu einem allgemeinen Extremalprinzip der Wirkung. Boltzmanns und Darwins Optimierungsverfahren lassen sich auf eine gemeinsame Schrödingergleichung zurückführen. Damit folgen nicht nur physikalische-, sondern auch biologische Vorgänge einem Extremalprinzip der Wirkung. Und mit dem erstrebten ökologischen Umbau des Kapitalismus wird gesellschaftliches Handeln auf optimierte Energiekreisläufe zu gründen versucht. Kurz: Optimierung ist die einfachste Form von Veränderung.



Ingo Tessmann
9/28/1998