Nächste Seite: Twilight Aufwärts: Juli Zeh, Zeruya Shalev Vorherige Seite: Späte Familie   Inhalt

From Twilight to Breaking Dawn

Die Keimzelle der twilight saga entstammt einem Traum, den Stephenie Meyer im Juni 2003 hatte. Auf der Wiese einer Waldlichtung trifft eine gewöhnliche junge Frau darin einen äußerst attraktiven Vampir. Und während die beiden lange miteinander über ihre Unterschiede sprechen, verliebt sich die Frau in das übernatürliche Wesen, das ihr als Inbegriff männlicher Schönheit und Kraft erscheint und sichtlich darum ringt, nicht dem Wohlgeruch ihres frischen Menschenblutes nachzugeben. Moralisch-männliche Selbstkontrolle steht der hingebungsvollen weiblichen Natur gegenüber. Derart erotisch-romantische Träume dürften viele Frauen rund um den Erdball immer wieder haben, Stephenie aber ließ der Traum nicht mehr los, sie schrieb ihn auf - und beflügelt durch ihre Freude beim Schreiben fuhr sie fort mit dem Fabulieren und bettete die traumhafte Märchenwald-Szenerie in eine Geschichte ein, in der sich eine unscheinbare Schülerin in einen mysteriösen Mitschüler verliebt. Wie schnell und entschieden Stephenie den Roman twilight fertig gestellt hatte, ist einigermaßen bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass sie verheiratet ist und drei Kinder zu versorgen hat. Nach eigenen Angaben hat Meyer zumeist nach Einbruch der Nacht geschrieben, wenn die Kinder schliefen. Inspirieren ließ sie sich dabei durch Popmusik, vornehmlich der Gruppe Muse, die per Kopfhörer ihre Stimmung modulierte. Stephenie Meyer war 1973 in den USA geboren worden, hatte englische Literatur studiert und pflegte fortan in Arizona als Hausfrau und Mutter das Familienleben. Träume und Fantasy sind natürlich immer auch ein Ausgleich für ein zu rigides wirkliches Leben. Und so kann man darüber spekulieren, warum eine Frau in einem für die USA noch immer nicht ungewöhnlich religionsbestimmten Leben von einem ganz anderen Dasein träumt. Fühlte sie sich durch Familie und Religion vielleicht eingeengt und gelangweilt? Hatte sie zu früh geheiratet und sehnte sich zurück nach der Verzückung jugendlicher Verliebtheit? Aber womöglich trügt der Schein; denn die den Mormonen zugehörige Autorin mag die für Christen typische banale moralische Unterteilung der Welt in ,,Gut`` und ,,Böse`` mit Vorbedacht auf die vermeintlichen reinen Bösewichte übertragen haben. War ein selbstkontrollierter Vampir, in den sich sogar eine christliche Moralistin verlieben konnte, wirklich so bösartig? Anne Rice hatte bereits 1976 in ihrem Interview mit einem Vampir ihren Helden Louis als Schönling und Moralisten agieren lassen, der lieber Ratten das Blut aussaugte als Menschen anzufallen. Aber dann fiel er sogar über ein Mädchen her;- jedoch nur, um es vor dem sicheren Seuchentod zu bewahren. Fortan wandelte die Kleine als Untote mit ihm durch die Welt. Da Rice ihre kleine Tochter durch Leukämie verloren hatte, mag das für sie ein Motiv zum Schreiben des Romans gewesen sein. Als Trost für den frühen Tod von Kindern oder Müttern im Kindbett hatte schon Mary Shelley mit Frankenstein ihren Traum von der Unsterblichkeit ausgestaltet. Die wohl ältesten schriftlichen Zeugnisse vom Glauben an ein ,,Leben nach dem Tod`` sind in den über 4000 Jahre alten Beschwörungsformeln der Ägypter im Buch der Toten zu sehen. Mit den rituellen Bestattungen einher ging dann die Furcht oder Hoffnung in Verbindung mit einer möglichen ,,Wiederauferstehung der Toten``. Kulturen, in denen die Toten verbrannt werden, kennen keinen Vampirismus, wohl aber ein ,,Verwandlungsdenken``, demgemäß irgendetwas vom Menschen sogar in einem Tier wieder erscheinen könne oder umgekehrt ein starker Krieger womöglich die Reinkarnation eines wilden Tieres sei. Je nach Region dachte man dabei an einen Bären oder Wolf, Löwen oder Stier. Der Glaube an die reale Existenz von Vampiren und Werwölfen kommt noch heute vereinzelt in Osteuropa vor. Mit der Verbreitung des Christentums wurde der alte Volksglaube an die konkreten Mythengestalten durch den Glauben an den abstrakten Christengott verdrängt. Dennoch dienten Werwölfe und Vampire zusammen mit den Hexen immer wieder als Sündenböcke für Seuchen und andere Naturkatastrophen und wurden zu Ausgeburten des ,,Bösen`` schlechthin: des Teufels.

Seit Beginn der Moderne, nach Renaissance und Reformation, der Entdeckung Amerikas und der kopernikanischen Revolution, tobte im 18. Jahrhundert besonders in Frankreich der Kampf zwischen Christen und Freidenkern, Jesuiten und Aufklärern. Rice spielt in ihrem Roman darauf an, indem sie einen Priester der Zeit sagen lässt: Der Teufel geht umher und sucht, welchen er verschlinge. Ganz Frankreich steht unter seinem Einfluss und die Revolution ist sein größter Triumpf. Vom Teufel besessene Hexen, Werwölfe und Vampire bevölkerten noch die im Wahn des Christentums befangene Welt und aufgeklärte Humanisten hatten es schwer, sich gegen die religionsverrückten Hinterweltler durchzusetzen; denn die archaischen Volksbräuche und der Aberglaube eher schlichter Gemüter bestimmten noch das armselige Leben der meisten Menschen. Gegen diese ländlichen Kulturen hatten es die städtischen Zivilisierer nicht leicht in ihrem Bemühen um eine Verbesserung der Lebensverhältnisse. Missernten und Seuchen dezimierten immer wieder besonders die Armen und Ungebildeten auf den kargen Landstrichen oder in den städtischen Elendsvierteln. Wenn dann während des Massensterbens für tot gehaltene Menschen voreilig begraben wurden und die Scheintoten unverhofft in ihren Särgen ,,schmatzten`` oder sogar ihren Gräbern entstiegen, bestärkte das den Wunderglauben an eine ,,Wiederauferstehung der Toten`` oder dem Unwesen von ,,Untoten``, die sich an den noch Lebenden rächen wollten und nachts über sie herfielen. Der Wiedergänger kann geradezu als Prototyp des Vampirs angesehen werden und schließt mit seiner Blutrünstigkeit und Menschenähnlichkeit nahtlos an die Verwandlungsmythen an, denen der Werwolf entstammt. Bandini und Heitz haben in ihren Büchern vielerlei Aspekte aus der Geschichte des Vampirismus zusammengetragen. Noch Anfang des 21. Jahrhunderts wurden im heutigen Tschechien Gräber entdeckt mit 300 Jahre alten Leichenresten, denen man den Kopf abgetrennt und in den Schoß gelegt hatte. Um sich vor Vampiren oder Werwölfen zu schützen, die des Nachts über unbescholtene Familien herfielen und ihnen das Blut aussaugten, halfen nur drastische Maßnahmen. Sollte man ihnen habhaft werden, drohte den vermeintlichen Monstern der Feuertod. Nicht selten wurden sie zuvor zwischen Pferden gevierteilt. Stöberte man sie in ihren Gräbern auf, wurde ihnen ein Pflock ins Herz getrieben, der Kopf abgetrennt und sie auch vielfach ihrer Gliedmaßen beraubt. Und all das nur, um Sündenböcke zu bestrafen für Schrecknisse, die den verbreiteten Schwachsinn der Religionen oder des Aberglaubens sprengten. Man stelle sich die Situation eines für tot gehaltenen Menschen vor, der voreilig begraben wurde, in seinem Sarg wieder zum Leben erwacht, zu rumoren beginnt, gehört wird und - nicht etwa gerettet, sondern gepflockt oder geköpft wird!? Heitz hebt den Bericht eines entsetzten Mediziners hervor: Der ungarische Arzt Samuel Köleséri, der den Verlauf der Pest in Transsylvanien schildert, berichtete 1709 voller Entsetzen und Abscheu über die Anzahl der ausgegrabenen Leichen, die mit einem Pfahl durchbohrt oder enthauptet wurden, weil die Bevölkerung sie für die Pest verantwortlich gemacht hatte. Im Laufe des 18. Jahrhunderts grassierte europaweit nach dem Hexenwahn der Vampirismus, gegen den nur das Pfählen, Enthaupten und Verbrennen der vermeintlichen Monster half. Das Zeitalter der hellsten Aufklärung war zugleich eine Epoche des finstersten Aberglaubens.

Nach den Wunschphantasien vom ewigen Leben im ägyptischen Buch der Toten und den Verwandlungsmythen im mesopatimischen Gilgamesch-Epos fand der Glaube vom Erhalt und der Wanderung einer ,,Seele`` Eingang in die abrahamitischen Religionen und griechischen Philosophien. Und so ängstigten sich auch Griechen und Römer vor vielfältigen Fabelwesen und Mythengestalten. Götter und Teufel konnten sich in die verschiedensten Tiere und Menschen verwandeln, um z.B. als kraftstrotzender Stier oder anmutiger Schwan eine schöne Frau wie Europa oder Leda zu verführen. Weniger beglückend wie der Umgang mit einem Gott war es, von teuflischen Wesen, wie Lamien oder Lemuren, Empusen oder Strigen, heimgesucht zu werden. Bei den Lemuren handelte es sich beispielsweise um gespenstische Frauen, die es mit allerlei Verführungskünsten und Zaubertricks verstanden, schöne Jungen anzulocken, ihnen das Blut auszusaugen und das Fleisch zu genießen. Von den Blutopfern und bestialischen Orgien unserer Vorfahren künden auch noch die christlichen Riten des Abendmahls. Der einstmals verzehrte Leib wurde zum Brot und das ausgesaugte Blut zum Rotwein. Verzehrt wurde nur noch die Oblate und als Lebensessenz galt nicht mehr das Blut, sondern die dem Atemhauch entstammende Seele. Da den Barbaren und Heiden ihr Aberglaube mit Hirngespinsten, wie dem heiligen Geist oder der ewigen Seele, kaum abzugewöhnen war, übernahmen die Christen die Monster der Mythen und Märchen, sahen in ihnen aber Inkarnationen des Teufels, den es auszutreiben und rücksichtslos zu bekänpfen galt. Millionen Menschen fielen in der bisherigen 2000jährigen Geschichte des Christentums als Heiden und Hexen, Werwölfe und Vampire dem Religionswahn zum Opfer. Die Teufelsaustreibung ist ein noch heute gelehrtes und praktiziertes Verfahren im Umgang mit verdächtig verhaltensauffälligen Menschen! Und so nimmt es nicht wunder, dass im Zuge des religionsbestimmten, neokonservativen Rückfalls der USA in den 1980er Jahren, auch die Popkultur von Vampiren und Werwölfen heimgesucht wurde. Die Renaissance der Romane Jane Austens in England wurde ergänzt durch die Millionenauflagen der Vampir-Bücher Anne Rices in den USA. Stephenie Meyer knüpft mit ihrer twilight saga an beide Entwicklungen an, indem sie gekonnt die schon bei Rice vorkommenden moralischen Schönlinge unter den Vampiren mit den gefühlskontrollierten Helden aus den Romanen Austens verquickt. Dabei hat sich parallel zur ,,weißen`` Literatur seit Fielding ebenso die ,,schwarze`` Literatur seit Walpole weiter entwickelt. Bendini lassen die Vampir-Literatur in ihrem Vampirbuch 1816 mit der lyrischen Ballade Christabel des Dichters Coleridge beginnen. In seiner Dichtung ist es die Vampirin Geraldine, die sich das Edelfräulein Christabel als williges Opfer ihrer lesbischen Liebe wählt. Aber schon 1797 schrieb Goethe sein Gedicht Die Braut von Korinth, in dem der Bräutigam des Nachts von einer bleichen, kalten Schönen heimgesucht und verführt wird. 1819 erschien dann die Schauergeschichte The Vampyre des ehemaligen Leibarztes Lord Byrons, John Polidori. Nach den unheilvoll verführerischen Schönen ist es nunmehr der ruchlose Verführer Lord Ruthven, der den Jungfrauen nachstellt, um ihnen lustvoll das Blut auszusaugen. Entworfen hatte der Arzt die Geschichte bereits 1816 während eines gemeinsam verbrachten Urlaubs in der Villa Deodati am Genfer See mit den Shelleys und Byron. Frankensteins Monster, Geraldine und Lord Ruthven bevölkern in wechselnden Gestalten und Ausprägungen seit nunmehr fast 200 Jahren die Schwarze Literatur. Den Durchbruch zu einem literarischen Massenphänomen erzielte aber erst 1897 Bram Stoker mit seinem Roman Dracula, in dem er sich neben Coleridge und Polidori auf eine Novelle Le Fanu's von 1872 bezog und Bürger's Ballade Lenore aus dem Jahr 1773 zitierte. Daneben spielte der Name Dracula auf den historischen Grafen Vlad Dracul an, der seit dem 15. Jahrhundert im Kampf gegen die Moslems als Der Pfähler in die Geschichte eingegangen war. Wörtlich wurde der blutrünstige Graf ,,Sohn des Drachens`` (oder des Teufels) genannt, da er dem Drachenorden angehörte. Und Lenore? Damit sollte Bürger auf die reale Fürstin Eleonore von Schwarzenberg angespielt haben, die Anfang des 18. Jahrhunderts in Böhmen des Vampirismus verdächtigt worden war.

Nachdem der Vampirismus als wissenschaftliches Problem um 1770 herum als gelöst betrachtet werden konnte, begann er seine künstlerische Karriere mit dem Aufkommen der Romantik. In der Malerei mit Bildern vom Tod und dem Mädchen, auf denen bleiche, fahle Gestalten die anmutigen Mädels durch einen Halsbiss töteten, ganz so wie es später die Vampire tun sollten und bereits in der Wildnis die Raubtiere ihre Opfer zur Strecke brachten. Zu dem männlichen Unhold, der die holde Unschuld lustvoll zu Tode biss, gesellte sich schon bald die ruchlose Vampirin, die sich zunächst in lesbischer Zuneigung über ihre Geschlechtsgenossinnen hermachte, später aber auch dem Grafen Dracula diente und Kinder aussaugte, um schließlich als männermordender Vamp im finalen Todeskuss Lust und Schmerz zu verschmelzen. Und bereits 1828 war die Zeit reif für eine Oper unter dem Namen Der Vampyr. In der Romantik wie im Viktorianismus boten die Schauergeschichten immer auch die Möglichkeit, der verklemmten Sexualmoral zum Trotz, den lustvollen und gierigen Austausch von Köperflüssigkeiten metaphorisch als Kopulation zu verstehen, egal ob homo- oder heteroerotisch oder sogar sodomitisch. Und so ist es jeweils typisch für den Rückfall der US-Gesellschaft in den Puritanismus während der Reagan- und Bush-Regierungszeiten, dass Rice und Meyer mit Vampir-Romanen einen so außerordentlichen Erfolg haben. Unterdessen haben viele weitere Autorinnen das Vampir-Genre für sich entdeckt und die Bücher Rices und Meyers erreichen weltweit hohe Auflagen: steckt also mehr dahinter als eine Gegenbewegung zur Jugendrevolte der 1960er und ein Ventil für den unterdrückten Sexualtrieb in religionsbestimmten Milieus? Ist der egalitäre Feminismus womöglich gescheitert und sollten wieder dominante Männer unterwürfigen Frauen gegenüber die Oberhand bekommen? Die männlichen Vampire bei Rice und Meyer sind zugleich klug und schön, groß und stark, begehrend und beherrscht; die idealen Führer- und Beschützertypen in einer immer komplizierter und bedrohlicher werdenden Welt. Träumen Mädchen und junge Frauen weltweit wieder von solchen archaischen Männertypen, die Abenteurer und Väter, Ernährer und Liebhaber gleichermaßen verkörpern? Wenn sie die Wahl haben, scheinen wirkliche Männer den Frauen immer seltener als Väter ihrer gewünschten Kinder zu taugen. Sind sie ihnen zu schwach, egoistisch und verantwortungslos? Bevor ich hier weiter mutmaße, will ich mich endlich den Büchern selbst zuwenden. Schließlich handelt es sich um Jugendromane, die unterhalten und Spaß bereiten und nicht bedacht und analysiert werden sollen,- oder? Aber sehen wir zu, womit Meyer ihre magisch-mythischen Geschichten einleitet.

Für Christen beginnt alles mit der Genesis: But of the tree of knowledge of good and evil, thou shalt not eat of it: for in the day that thou eatest thereof, thou shalt surely die. Folgt man den abrahamitischen Mythen der dicken Schwarte, dann zog der Genuss eines Apfels vom Baum der Erkenntnis, den Eva ihrem Adam auf Anraten der Schlange reichte, mit der Unterscheidbarkeit von ,,Gut`` und ,,Böse`` die Sterblichkeit des ersten Menschenpaares nach sich. Passend zu diesem Kindermärchen ziert ein in bleichen Händen gereichter roter Apfel den Buchdeckel. Was will Stephenie der Leserin damit sagen? Dass die twilight saga als Fortsetzung der Vertreibung aus dem Paradies zu lesen ist? Reagan und Bush sahen sich in der Tat noch in einem Kampf als die ,,guten`` Amerikaner gegen die ,,bösen`` Kommunisten und Islamisten. Viele Menschen werden offensichtlich nie erwachsen, sie glauben ihr Leben lang an Märchen und Mythen. Statt kindisch sollten sie lieber kindlich bleiben und sich Neugier und Aufgeschlossenheit für die Mysterien der Welt bewahren. Was steckt hinter den biblischen Geschichten, deren Autoren vielerlei ältere Mythen umdeutend weiter erzählt haben? In VULVA, ihrer kleinen Geschichte des Abendlandes, beginnt Sanyal mit dem Da-unten zwischen ihren Beinen, das zumeist medizinisch Vagina, umgangssprachlich Möse oder Scheide und vulgär Fotze bzw. cunt genannt wird; aber selten Vulva. Ähnlich wie es Lawrence darum ging, den Penis als Phallus zu feiern, will Sanyal wieder dem weiblichen Genital zu seinem vollen Recht verhelfen und als VULVA preisen. Das englische Wort cunt verweist noch mit queen, kin, country auf die Königin des einstmaligen Mutterlandes. Die matriarchale Version der patriarchalen Vertreibung aus dem Garten Eden liest sich natürlich ganz anders und passt eigentlich viel besser als Auftakt für ein Jugendbuch. Danach geht Eva auf die palästinensische Erdgöttin Hawwa, Heba oder Hebe zurück, und ihr Partner hieß Abdiheba (Adam). Ursprünglich war der Apfel, den sie ihm gab, der Liebes- und Todesapfel, der aufgeschnitten mit seinem Kerngehäuse das weibliche Geschlechtsorgan symbolisiert. Nachdem Abdiheba den Apfel gegessen bzw. sich mit der Göttin im Liebesakt vereinigt hat, stirbt er und Heba schenkt ihm in ihrem Apfelbaumparadies das ewige Leben und die ewige Jugend. Nach dem Urputsch der Männer im Zuge der neolithischen Revolution sind die matriarchalen Mythen umgeschrieben worden und werden bis heute in der dicken Schwarte tradiert. Intelligente Leserinnen werden sich aber nicht von der Genesis verblöden lassen und mit dem Apfel wieder ihre VULVA zu feiern wissen und davon träumen können, wie es wohl wäre, sich mit einem ewig jugendlichen Prinzen im Paradies zu vergnügen. In den Märchen ist dieser Kindertraum immer wieder variiert worden und auch das Genre des Schulromans setzt ihn fort, wenn es darum geht, dass ein unscheinbares Mädchen aus ihrem gewöhnlichen Dasein von einem strahlenden Prinzen erlöst wird. Was werden wir von einem Biss der Erkenntnis erwarten dürfen? I'D NEVER GIVEN MUCH THOUGHT TO HOW I WOULD DIE, sinniert die Heldin im PREFACE, das mit einem düsteren Ausblick endet: The hunter smiled in a friendly way as he sauntered forward to kill me. Das verspricht spannend zu werden. Und wie geht es aus im Zwielicht? And he leaned down to press his cold lips once more to my throat. So pflegen es Vampire zu tun,- aber hat er sie wirklich gebissen? Und wird es schlussendlich ein gutes Ende nehmen, wie einst bei Jane Austen? In der Tat, die Morgenröte wird sich wahrlich als paradiesisch erweisen, in Ewigkeit, Amen: And then we continued blissfully into this smal but perfect piece of our forever.



Unterabschnitte
Nächste Seite: Twilight Aufwärts: Juli Zeh, Zeruya Shalev Vorherige Seite: Späte Familie   Inhalt
ingo 2009-11-01