Bis zum Abendrot hatte Jacob um Bella geworben, dann überließ sie ihn der Finsternis und fiebert mit dem Anbrechen der Morgenröte ihrem Eheleben entgegen. Auf der Vorderseite des Buches ist ein Schachbrett zu sehen, auf dem sich ein roter Bauer und ein weißer König befinden. Wird das hitzige Aschenputtel den kalten König entflammen können? Oder steht das Spiel der Macht als Symbol für die erwarteten Kämpfe zwischen Werwölfen und Vampiren, den Cullens und Volturi? Der letzte Band der twilight saga ist in drei Bücher untereilt, die jeweils wie die vorangegangenen Bände organisiert und ebenfalls in der Ich-Form geschrieben sind. BOOK ONE handelt von Bella's Glück im Ehehimmel, das aus der Sicht Jacob's verfasste BOOK TWO von den Folgen, die eine Vermählung zwischen Vampir und Mensch für das Abkommen der Werwölfe mit den Vampiren hat. Und BOOK THREE ist den Konsequenzen gewidmet, die eine unbotmäßige Ehe im Herrschaftsbereich der Volturi nach sich ziehen. Zur Hochzeit wird Bella wie in einem Jane Austen Film gekleidet erscheinen und so kann wohl auch das Happy End nur ironisch verstanden werden: And then we continued blissfully into this small but perfect piece of our forever. Waren sie etwa nicht ins prachtvolle Castle, sondern nur ins bescheidene Cottage eingezogen? Bei Austen am Ende the bells rang and everybody smiled ... und es bleibt der Leserin überlassen, was sie von der filial disobedience halten soll.
BOOK ONE beginnt mit Edna St. Vincent Millay's Loblied auf die Kindheit als das Königreich, in dem niemand stirbt: Childhood is not from birth to a certain age and at a certain age. / The child is grown, and puts away childish things. / Childhood is the kingdom where nobody dies. Insofern wollte Bella mit ihrem Hinscheiden als Mensch nur ihre Kindheit bewahren. Im PREFACE geht es ihr verwegnehmend um den Liebestod: When you loved the one who was killing you, it left you no options. How could you run, how could you fight, when doing so would hurt that beloved one? If your life is all you had to give your beloved, how could you not give it? If it was someone you truly loved? Für Romantiker hat die Ehe den Tod der Liebe zur Folge. ... Und wie sollte Bella ihren Eltern den sehnlichst erwarteten BIG DAY erklären? ``You're pregnant!'' Charlie exploded. What other possible reason would sane people have for getting married at eighteen? (His answer then had made me roll my eyes. Love. Right.) Dabei wollte sie mit ihrem so dermaßen hinterweltlichen Märchenprinzen einfach nur poppen!? Aber der hielt sie hin; denn in den Märchen kommt alles schön der Reihe nach. Und gevögelt wird nicht, weil es Spaß macht, sondern um eheliche Kinder zu zeugen. Renée sah das eigentlich etwas anders: Early marriage was higher up on her blacklist than boiling live puppies. Aber Edward hätte sie wohl auch vom Fleck weg geheiratet: ``I'm a little miffed that you waited so long to tell me.'' Frauen eben!? Bella schwelgte in Hochgefühlen: I could never for a second forget that I was holding someone more angel than man in my arms. Da verflogen auch rasch mögliche religiöse Einwände, es bei einem Vampir vielleicht mit einem seelenlosen Wesen zu tun zu haben; denn selbstverständlich ``he had the most beautiful soul, more beautiful than his brilliant mind or his incomparable face or his glorious body. Parodiert Stephenie hier vielleicht die These von der Vermeidung kognitiver Dissonanz? Die Hochzeit verlief dann in the traditional way und aus Isabella Swan wurde Bella Cullen: ``as long as we both shall live.'' Sogar Jacob war gekommen und Bella did recognize the difference between the soft, warm hugs of my human friends and the gentle, cool embraces of my new family. Mit den Flitterwochen begann für Bella das Yuppie-Dasein; denn selbstredend hatten die Cullens ihre eigene Insel: ISLE ESME. Und die lag mit ihrem Märchenschloss nicht im kalten Alaska, sondern im sonnigen Südamerika. Der Matratzenspaß konnte beginnen, aber nur nichts überstürzen; denn Verzögerung steigert die Lust: Slowly, sinking through the many layers of bliss that clouded my head, came the realization of a different atmosphere outside my own glowing sphere of happiness. I opened my eyes; the first thing I saw was the pale, almost silvery skin of his throat, the arc of his chin above my face. His jaw was taut. I propped myself up on my elbow so I could see his face. Der Ehevollzug hinterließ den Gatten eher sorgenvoll denn beglückt. Und wie hatte seine Angetraute ihre Glückseligkeit überstanden? We were compatible physically, as well as all other ways. Fire and ice, somehow existing together without destroying each other. More proof that I belonged with him. Die vielen Blessuren am ganzen Körper, Schwellungen, Blutergüsse und Prellungen, hatte sie gar nicht bemerkt. Ihre Endorphine danach dämpften wohl noch die Schmerzen. Als sie am nächsten Tag wieder einigermaßen gehen konnte, betrachtete sie sich nackt vor einem Ganzkörperspiegel: I'd definitely had worse. There was a faint shadow across one of my cheeckbones, and my lips were a little swollen, but other than that, my face were fine. The rest of me was decorated with patches of blue and purple. Das war wohl unversehens eine Sado-Maso-Nummer gewesen. Ihr Gemahl sah das allerdings ziemlich humorlos: ``I will not make love with you until you've been changed. I will never hurt you again.'' Als ob es nicht noch viele andere Formen des Liebemachens gäbe; aber so musste Bella wohl wieder Verzicht üben. ``You are so human, Bella. Ruled by your hormones.'' He chuckled. Halten nicht nur Christen, sondern auch Vampire den Sex für allgemein überschätzt? Gleichwohl war flugs der erste Schuss in die Jungfrau ein Volltreffer: Bella war UNEXPECTED schwanger geworden - und Edward hatte sich zur Jagd davon gemacht.
BOOK TWO ist aus der Sicht Jacob's geschrieben und knüpft an eine Szene aus Shakespeare's A Midsummer night's dream an: And jet to say the truth, / reason and love keep little company together nowadays. An der Unverträglichkeit von Vernunft und Liebe sollte sich in den letzten 400 Jahren wenig geändert haben. Und das PREFACE klingt auch nicht wirklich erbauend: Life sucks, and then you die. Yeah I should be so lucky. Die Werwölfe hielten Kriegsrat und Jacob erwartete den Kampf mit den Vampiren. Aber hatten die wirklich mit Bella's Aufnahme in die Familie schon den alten Pakt gebrochen und die damals abgesteckten Grenzen überschritten? Das Menschenkind war weder angefallen noch verwandelt, sondern lediglich freiwillig geheiratet worden. Für frei hielt Jake Bella's JA-Wort nicht; nur: gab es den ,,freien Willen`` überhaupt und hatten Menschen wirklich jemals Wahlfreiheit? Wie auch immer, die Quileutes bewahrten Ruhe: The pack is not attacking the Cullens without provocation. Was als Provokation gelten konnte, war natürlich Auslegungssache und erhielt ihnen einen Entscheidungsspielraum. Wäre Bella's Schwangerschaft eine Herausforderung für die Werwölfe? Könnten sie die nicht gleich einer Teufelsbrut wie Rosmarie's Baby ansehen? Oder würde das eher die Volturi auf den Plan rufen? Wie und zu welchem Ende sollte überhaupt ein Bastard aus der Kreuzung von Mensch und Vampir heranwachsen können? Als Jacob davon erfuhr, machte er sich ernste Sorgen um sie: ``It's killing her, right? She is dying.'' Das imprinting thing hielt Bella für eine A Midsummer Night's Dream, like magic, aber ihre ungewisse Zukunft erwartete sie mit der Inbrunst einer Gläubigen: ``I guess you could call it faith.'' Notfalls gab es die Möglichkeit einer emergency vampirization. Dr. Cullen war nicht nur Vampir, sondern auch Arzt und - Vampirin wollte Bella sowieso schnellstmöglich werden. Vielleicht kam ihr die unerwartete Schwangerschaft gerade recht ... Die Quileutes hatten unterdessen erneut Kriegsrat gehalten und einen schwerwiegenden wie anmaßenden Beschluss gefasst: Destroying the creature is our first priority. Stand Jacob damit nicht zwischen den Lagern? I had to warn the Cullens before the pack could get it together and stop me. ... Edward and I stood facing each other in the dark meadow. Neben dem kulturellen Konflikt gab es mit dem Fortschreiten der Schwangerschaft noch das biologische Problem der Verträglichkeit von Mutter und Kind. Drohte das kleine Monster womöglich die eigene Menschenmutter auszusaugen? Sollte man ihm nicht lieber Blut spenden? Trotz aller medizinischer Maßnahmen verschlechterte sich Bella's Zustand mehr und mehr und - endlich trat der Mensch-Vampir-Mischling mit einem Blutschwall hervor ... Edward whispered, ``Renesmee''; die Mutter jedoch wurde zunehmend lebloser. Während Jacob sich um ihre Reanimation bemühte, begann Edward mit der emergency vampirization: it was like he was kissing her, brushing his lips at her throat, at her wrists, into the crease at the inside of her arm. But I could hear the lush tearing of her skin as his teeth bit through, again and again, forcing venom into her system at as many points as possible. ... Zu Jake's Entsetzen blieb Bella völlig reglos, aber Edward drückte ungestüm auf ihr Herz ein: ``She's not dead,'' he growled. ``She's going to be fine.'' Befand sie sich bereits im Transformationsprozess? Der Werwolf hegte noch seine Zweifel und dachte grundsätzlich: The thing was an aberration - its existence went against nature. A black, soulless demon. Something that has no right to be. Something that had to be destroyed. ... Zum Glück wurde Jake wie selbstverständlich der Wind aus den Segeln genommen; denn ``everything inside me came undone as I stared at the tiny porcelain face of the half-vampire half-human baby.'' War es womöglich IMPRINTING?
BOOK THREE hat Stephenie wieder in der Ich-Form Bella's geschrieben. Als Motto steht
dem Buch ein Zitat aus Orson Scott Card's Empire voran: Personal affection is a
luxury you can have only after all your enemies are eliminated. Until then, everyone you
love is a hostage, sapping your courage and corrupting your judgment. Das lässt nichts
Gutes ahnen. Und das PREFACE stimmt auf die zu erwartenden Kämpfe um die neue Familie ein:
We're going to die, I thought in panic. ... We were outnumbered. It was over. ...
And then ... The panic changed to bloodlust as I crouched forward, a smile on my face, and a
growl ripped through my bared teeth. Sollte Bella schon bald nach ihrer Vampirisierung
Blut lecken und ihren Jagdinstinkten folgen? Zunächst aber war es BURNING. The pain was
bewildereing. Exactly that - I was bewildered. I couldn't understand, couldn't make sense of
what was happening. My body tried to reject the pain, and was sucked again and again into
a blackness that cut out whole seconds or maybe even minutes of agony, making it that much
harder to keep up with reality. Das Menschenkind mit dem Monsterbaby in sich erlitt
schmerzhaft und verwirrt einen zunehmenden Realitätsverlust. Ripping. Breaking.
Agony. ... More blackness. Voices. ... ``The placenta must have detatched!'' ... It meant
that my baby was dying inside me. ``Get him out!'' I screamed to Edward. ... ``The morphine-''
And all went black ... until my eyes struggled to adjust, Edward whispered, ``Renesmee.''
Eine Morphiumdosis, die nicht töten durfte und genügend Vampirgift, das verwandeln sollte,
mussten sich die Waage halten. If I couldn't scream, how could I tell them to kill me?
All I wanted was to die. To never have been born. The whole of my existance did not outweight
this pain. Wasn't worth living through it for one more heartbeat. Irgendwann hatte Bella
es überstanden und war zu einem newborn vampire geworden. Ihre Wiedergeburt unter dem Erleben
des erweiterten Sinnesspektrums war spektakulär! Die Intensivierung der Geräusche, die achte Farbe
des Regenbogens, die Vervielfachung der Gerüche und the feeling was tingly, electric - it jolted
through my bones, down my spine and trembled in my stomach. Edward's Berührungen wurden zu whispers
of electricity through my skin. Manche Erinnerungen hätte sie lieber nicht bewahrt: And I didn't
want ot think obout the burning. Unlike the human memories, that part was perfectly clear and I found I
could remember it with far too much precision. Fast alles lief nunmehr viel instinktiver ab und
everything physical seemed very simple. Das gleichzeitige Erleben tierischer Instinkte
und menschlicher Gedanken was an unthinking pleasure. Und die Geruchsintensivierung
auf der FIRST HUNT war unbeschreiblich. Sie schwelgte in Düften wie ein Fisch im Wasser.
They all grew silent after we passed, their breath quickening in fear. The animals had
a much wiser reaction to our scent than humans seemed to. Certainly, it'd had an opposite
effect on me. Edward war schon bald sehr zuversichtlich: It's all about balance,
love. ``You are so good as all of this, I don't imagine it will take too long to put everything
in perspective.'' Werwölfe allerdings rochen nunmehr geradezu ekelhaft: ``You stink, Jacob!''
Die Kleine teilte den Ekel ihrer Mutter nicht und das brachte Bella nicht minder in Rage: How
dare you imprint on my baby? Have you lost your mind? Diese ungewöhnliche Prägung
zwischen verfeindeten Kulturen hatte aber auch ihr Gutes; denn the most absolute of all the pack's laws was
that no wolf ever kill the object of another wolf's imprinting. Da stand Jacob eine beglückende
Zweisamkeit mit seinem Lustobjekt bevor. Aber würde eine solche rechtliche Spitzfindigkeit (wie in
Shakespeare's Kaufmann von Venedig) auch die Volturi zum Einlenken bewegen können? Darauf
sollte es hinauslaufen. Zu Bella's Geburtstag bekam das junge Paar von Esme ein Haus für das
Familienleben geschenkt. It's no more than a cottage, relativierte Edward mit Jane Austen
die übertrieben luxuriös scheinenden Lebensaussichten; denn sie folgten lediglich der idea of peace
and security. Steht damit am Ende der ganzen Abenteuer bloß das banale Motto: Trautes Heim,
Glück allein?
Inspiriert von einem Traum hat Stephenie Meyer in dramatischer Anknüpfung an William Skakespeare die Belletristik Jane Austen's und Emily Brontë's aufgegriffen und mit der phantastischen Literatur von Polidori, Stoker und Rice verquickt. Dabei ist ihr eine Jugendbuch-Reihe gelungen, die weltweit besonders die Mädchen begeistert, da sie in spannend unterhaltsamer Weise romantische Träumereien mit entsetzlichem Horror verbindet. Die für pubertierende Mädchen besondere Gefühlsverwirrung aus Lust und Angst den drängenden Jungen gegenüber sowie die Fremdheitsgefühle des Kindes im Übergang zur Erwachsenenwelt, hat Stephenie durch geschickte Verbindung von Alltagsrealismus und Mythenwelt zu Wege gebracht. Indem sie die Vampire und Werwölfe als Mythenwesen menschlich-realistisch im Lebensalltag einer Highschool-Schülerin agieren lässt, erinnert Meyer an eine archaische Zeit, in der die Menschen noch nicht zwischen Traum und Realität unterschieden und alle Worte in gleicher Weise alltagsrealistisch verstanden wurden. Alles war Lebenswelt, das Selbsterleben ebenso wie das Naturwirken, und wurde im Kontext des menschlichen Zusammenlebens gedeutet. Für naiv religiöse Menschen ist das bis heute so. ,,Der Schöpfer des Universums`` ist für sie keine Pseudokennzeichnung wie etwa ,,der gegenwärtige König von Frankreich``, ein bloßes Artefakt der Alltagssprache also, sondern wörtlich so zu verstehen, als ob es ein universales, handlungsfähiges Subjekt gebe, das kosmisch so handeln könne wie ein Mensch im Alltag auch, nur eben allmächtig sei. Wer aber zwischen wörtlicher und metaphorischer Rede zu unterscheiden vermag, für den sind Mythengestalten, wie Götter und Riesen, Vampire und Werwölfe, lediglich Fabelwesen der menschlichen Phantasie. Aufgeklärte Leserinnen, die sich nicht nur mit der Grammatik und Logik, sondern auch mit der Semantik und Pragmatik der Sprachen auskennen, werden die Fantasy-Lektüre gleichwohl als erweiterte Träume und Sehnsüchte genießen können. Insofern setzt die Fantasy für Jugendliche die Kindermärchen fort und nimmt nicht zufällig viele der Märchenthemen auf. Grimm's Märchen gehören nach wie vor zu den weltweit am meisten gelesenen Geschichten. Und an den mythisch-magischen Märchenwald knüpft auch Stephenie wiederholt an, wenn sie Balla mehrfach auf die verwunschene Wiese der zauberhaften Waldlichtung schickt. Dort widerfährt ihr die Unbestimmtheit des Zwielichts ebenso wie das bestimmte Gute und Böse in den jeweiligen Gestalten ihrer Freunde und Feinde.
Nun hat sich aber schon Jane Austen über die Lesesucht ihrer Zeitgenossinnen beim Verschlingen von Schauergeschichten lustig gemacht. Erlaubt sich Stephenie Meyer wiederum einen Scherz mit ihrem literarischen Vorbild, indem sie nunmehr gothic novels in ihre Fantasy integriert und Monster nach Austen'schen Charakteren gestaltet? Die Austen'sche Ironie hat Meyer dabei wesentlich auf den Disput zwischen den Monstern verlegt, wenn die Werwölfe z.B. als übelriechende Hunde und die Vampire als parasitäre Lifesucker verunglimpft werden oder etwa Jacob Alice als Blondie oder Shortie verniedlicht und Edward Jacob als Köter oder Promenadenmischung abtut. Auch neigt der jungenhaft-joviale Emmet immer wieder dazu, den altklug-moralisierden Edward zu verarschen. Und wie steht es mit dem Realitätssinn, den Austen für die Literatur eingefordert hatte? Noch zweihundert Jahre nach Austen lässt Meyer gleichfalls Mythengestalten, wie die Volturi, sich darüber wundern, dass ausgerechnet parallel zum Glauben an den wissenschaftlich-technischen Fortschritt, die Monster und sonstigen Fabelwesen ungeschorener davon kämen als noch in grauen Vorzeiten: ``How ironic it is that as the humans advance, as their faith in science grows and controls their world, the more free we are from discovery. Yet, as we become ever more uninhibited by their disbelief in the supernatural, they become strong enought in their technologies that, if they wished, they could actually pose a threat to us, even destroy some of us. For thousends and thousends of years, our secracy has been more a matter of convenience, of ease, that of actual safety. This last raw, angry century has given birth to weapons of such power that they endanger even immortals. Now our status as mere myth in truth protects us from these weak creatures we hunt.'' Wie Austen ironisch mit den Schauergeschichten und den sie hervorbringenden gesellschaftlichen Verhältnissen ihrer Zeit spielte, so scheint Meyer's Ironie umgekehrt die Aufklärungsgeschichten innerhalb ihres Kontextes nicht ernster zu nehmen als irgendwelche anderen Geschichten. In der postmodernen Popkultur ist natürlich alles bloß ,,Text`` und das Medium ist schon die Botschaft. Innerhalb ihrer Fantasy-Reihe hat die Wissenschaftskritik aber noch eine andere Aufgabe. Wenngleich in der Fantasy eigentlich alles erlaubt ist, geht es Meyer auch um die innere Logik ihrer Geschichten. Denn Vampire und Werwölfe würden unter Menschen früher oder später nicht nur von verliebten Mädels enttarnt werden. Neugier und Forscherdrang sind beim Menschen einfach zu stark ausgeprägt, als dass derartige Fabelwesen lange unentdeckt bleiben könnten. Und ist erst einmal der (sublimierte) Jagdinstinkt geweckt, würde eine so grausame Verfolgung der Abweichler und Entarteten beginnen, wie es sie schon über Jahrhunderte gegeben hatte. Das Jagdfieber der Tracker ist dafür ein schönes Beispiel und Stephenie wird es mit Bedacht als zugespitzte menschliche Fähigkeit den Monstern zugeschrieben haben. Mit der Wissenschaftsgläubigkeit ist es allerdings bis heute nicht weit her; denn sogar in Deutschland sind gegenwärtig noch rund 70% der Menschen religiös. Und religiöse Menschen neigen zur freien Erfindung von Monstern, einfach deshalb, weil man sie dann so schön jagen kann. Das eigentliche Monster auf der Erde sind wir aber selber und mit den Schauergeschichten projizieren wir unsere Monströsität bloß auf die Fabelwesen. Die Perspektivität ist ebenfalls ein Thema Stephenie's, indem sie die Welt nicht nur aus menschlicher, sondern auch aus vampirischer und werwölfischer Sicht beschreibt.
Den Kampf zwischen den bösen Jägern und guten Vegetariern, die Auseinandersetzungen der moralischen Cullens mit den natürlichen Quileutes und das Aufbegehren der untergeordneten Vampirclans gegen die autoritäre Zentralmacht der Volturi lässt Meyer mit der Genesis beginnen und schreibt dabei auch den Werwölfen eine mythisch-kulturelle Traditionspflege zu, die an die christliche Dreifaltigkeit gemahnt: wolf mind to wolf mind, spirit to spirit, father to son. Aus Sicht der Mormonen und aller anderen christlichen Sekten, die vom dogmatischen katholischen Glauben abgefallen sind, können die Volturi auch als Vatikan unter den christlichen Vampiren gelten, auf die sich spielerisch die Papstkritik übertragen lässt. Insofern betreibt Stephenie nicht nur religiöse Wissenschafts-, sondern auch mormonische Religionskritik. Ihr geht es um das ursprüngliche Geschichtenerzählen im Kontext der jeweiligen Lebenswelt. Deshalb erzählen die Quileutes und Cullens so gerne Geschichten über ihre Herkunft. Zurück zum Text der Bibel war schon die Forderung der Protestanten und Luther hatte mit seiner Bibelübersetzung in Verbindung mit ihrer Vervielfältigung und Verbreitung durch die Gutenbergpresse den Deutschen erstmals eine kodifizierte Sprache geschaffen. Die in die USA auch vor dem Katholizismus geflüchteten Auswanderer fanden in ihrer neuen Heimat auf dem weiten Weg nach Westen viel Trost und Zuversicht in der alten Schwarte, deren Geschichten ursprünglich für nomadische Wüstenvölker geschrieben worden waren, die sich zumeist ebenso auf Wanderungen durch Vertreibungen befunden hatten. Jenseits aller Religiösität und Frömmelei bleiben die Fragen danach, was es wirklich gibt oder lediglich vorgestellt wird. Und welche Lebensformen die Menschen bei ihrem Streben nach Glück besser unterstützen als andere. Junge Menschen leben nicht nur in den Tag hinein, sie schmieden Pläne für ihre Zukunft, wollen Karriere machen, Geld verdienen, eine Familie gründen - und träumen von der ewigen Jugend? Ist aber unter Unsterblichen der Lebensinhalt nicht besonders wichtig, um dem Schrecken vor der ewigen Wiederkehr des Gleichen zu entgehen? Die dunkelhäutigen Black's stehen für den Weg zurück zur Natur mit ihrem ewigen Reuber-Beute-Schema und die hellhäutigen Cullens für den Weg zurück zur Moral mit ihrer Forderung nach Ausgewogenheit: Jacob's These von hunter and prey, the endless cycle of life and death steht die These Edward's gegenüber: it's all about balance. Aber müssen sich Moral und Natur überhaupt widersprechen? Setzt sich langfristig nicht immer die Natur durch? Für Freidenker schon, aber Gläubige sehen das anders. Austen und Meyer entlassen ihre Leserinnen mit dem ironischen Versprechen, ihre Glückseligkeit im Sakrament des (heterosexuellen) Ehebundes finden zu können. Statt einfach der natürlichen Sexualität folgen zu dürfen, soll man sich den Forderungen der moralischen Liebe unterordnen müssen!? Dazwischen läge das Paradox der freien oder natürlichen Liebe. Virginia Woolf, Zeruya Shalev und Juli Zeh haben es in ihren Romanen thematisiert und ausgestaltet. Und in der Fantasy? Wie könnte es mit Bella und Edward weiter gehen? Und wie sähe ihre Perspektive in der SciFi aus? Werden technische Artefakte nicht einmal viel spektakulärer ausfallen als es menschlicher Phantasie und Imagination je möglich sein wird? Die twilight saga ist zwar einfach, oberflächlich und weitschweifig geschrieben, thematisiert aber in spannend-unterhaltsamer Weise wichtige Themen, die Jugendliche in ihrer Umbruchsituation zwischen Schule und Leben umtreiben: Wie gehe ich mit dem Zauber des Verliebtseins um? Was macht mich oder andere eigentlich interessant? Wo liegt mein Talent, das ich ausbilden sollte? Woran kann ich mich in der immer komplizierter werdenden Welt orientieren? Stephenie favorisiert aufgrund ihrer reaktionären Weltanschauung und ihres christlichen Glaubens einen Bezug auf die christlich-abendländische Tradition und knüpft dabei spielerisch-ironisch an Jane Austen an. Wie ließen sich andere Entwicklungen Jugendlicher aus dem Zwielicht in die Morgenröte ausgestalten? Mit politisch liberaler Weltanschauung und philosophisch aufgeklärtem Wissen könnte man sich an der technisch-wissenschaftlichen Zivilisierung der Kulturen orientieren und dabei an Virginia Woolf anknüpfen. Aber die Geschichten müssten wohl noch geschrieben werden.