Eine weitere Ausprägung der überpersönlichen Haltung Einsteins erscheint an dem Wendepunkt seiner Entwicklung, den er 1897 in einem Brief an die Mutter seiner ersten Freundin wie folgt umschreibt: ,,Die angestrengte geistige Arbeit & das Anschauen von Gottes Natur sind die Engel, welche mich versöhnend, stärkend & doch unerbittlich streng durch die Wirren dieses Lebens führen werden''. Es ist wichtig darauf hinzuweisen, daß diese Äußerungen dem ,,Seelenkampf'' einer gescheiterten ,,idealen Liebe'' entsprangen (2., S. xxxviii, S. 55f, S. 385).
Alberts Liebesschmerz mag schon bald durch das Kennenlernen der serbischen Studentin Mileva Maric gemildert worden sein. Denn auf der Grundlage gemeinsamer Studienarbeiten entwickelte sich eine gelungene ,,reale Liebe''. Die beiden lernten sich im Wintersemester 1896/97 an der ETH Zürich kennen. Aus ihrem Briefwechsel geht hervor, daß sie zusammen Privatstudien betrieben und insbesondere bereits 1901 eine Arbeit über die Relativbewegung begonnen hatten: Im März 1901 schreibt Albert an Mileva: ,,Wie glücklich und stolz werde ich sein, wenn wir beide zusammen unsere Arbeit über die Relativbewegung siegreich zu Ende geführt haben! Wenn ich so andre Leute sehe, da kommt mir so recht, was an Dir ist!'' (2., S. 282). Über Art und Inhalt der gemeinsamen Arbeiten sowie über den Anteil Milevas an der Ausarbeitung der Relativitätstheorie im Jahre 1905 kann nur spekuliert werden (54.).