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Bevölkerungswachstum und ökologische Katastrophen

Die von Dialektikern als Industrialisierungsfolge ohne Industrialisierung analysierte Misere in den Entwicklungsländern, läßt sich leicht anhand der geschilderten Optimierungsverfahren verständlich machen. Denn die Mutationen der kleinen Schritte machen nur Sinn, wenn sie einer übergeordneten Drift durch Selektion unterworfen werden. D.h. erst im Zusammenhang von Abwandlung und Bewertung ist Optimierung möglich. Und diese Ganzheit des Zusammenhangs ist nicht nach dem Baukastenprinzip isolierbarer und beliebig verwendbarer Teile verständlich. D.h. die in der Industriegesellschaft optimierten Medizintechniken sind nicht einfach auf Stammes- oder Kastengesellschaften übertragbar. Wenn z.B. nur isoliert die Kindersterblichkeit vermindert wird, ohne zugleich die Kinderanzahl zu begrenzen, ist die Katastrophe des massenhaften Verhungerns von Kindern unvermeidlich. Aber auch eine begleitende Familienpolitik bleibt nahezu wirkungslos, wenn nicht die zum Dogmatismus erstarrten Mythen und Religionen entmachtet werden. Das gilt insbesondere für den katholischen Klerus; ein Teil jener Macht, die nur das Gute will und stets das Böse schafft.

Gegenwärtig leben rund sechs Milliarden Menschen auf der Erde. Mitte dieses Jahrhunderts dürften es über zehn Milliarden werden. Und jeder Erdenbürger soll natürlich all den Konsummüll produzieren dürfen wie gegenwärtig in Nordamerika oder Westeuropa: Jederzeit an jeden Ort gelangen und stets überall alles konsumieren können. So werden wir uns zu Tode amüsieren. Aber Hauptsache es macht Spaß. Die Folgen dieser dümmlichen Wohlstandsperspektive sind bereits absehbar. Industrie- und Fahrzeugabgase führen schon zu merklichen Klimaänderungen . Die mittlere Lufttemperatur steigt an mit der Folge, daß Wetterextreme häufiger werden, das Eis zu schmelzen beginnt und der Meeresspiegel ansteigt. Und die Verdünnung der Ozonschicht führt nicht nur vermehrt zu Hautkrebs, sondern schädigt auch die Pflanzen. Eine Verminderung des Meeresplanktons wird den Sauerstoffgehalt sinken und den Kohlendioxidanteil in der Atmosphäre weiter wachsen lassen. Die Menschen und viele weitere höhere Lebensformen könnten aussterben. Die natürliche Evolution wird allerdings weitergehen und neuem Leben eine Chance zur Entfaltung geben.


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Ingo Tessmann
1/31/2000