Ausgehend von den Schöpfungsmythen der frühen Hochkulturen läßt sich für 
die Theorie als Haltung weiser Betrachtung eine entgegengesetzte Entwicklung 
der Dezentrierung nachzeichnen, gleichsam nach dem Prinzip der 
Veräußerlichung. Was ist die klassische Physik, was ist Galileis 
Kinematik anderes als Veräußerlichung und Sublimierung der mittelalterlichen  
Impetuslehre? 
Bei Galilei bestimmten außer der Trägheit nur die äußeren Zwangsbedingungen 
die Bewegungen auf der Erde, seien es Fallbewegungen, Würfe oder Abläufe 
von der schiefen Ebene. Newton berechnete dann die Schwere aus der äußeren  
Gravitationskraft und Einstein stellte auch die Trägheit als Folge der Einwirkung 
des gesamten Universums dar. Alle Körper waren damit Teil eines universalen 
kosmischen Wirkungsgefüges und konnten nicht mehr aus sich heraus bestimmt 
werden. Im Roman dagegen wurde der äußere Handlungsverlauf des Aberteuers 
mehr und mehr in die innere Entwicklung des Helden verlegt. Bei Mann kam die 
Außenwelt fast nur noch als Heimsuchung vor, sei es als Unwetter, das die Ernte 
Thomas Buddenbrooks vernichtet, sei es als Cholera, der Gustav 
Aschenbach zum Opfer fällt. 
Indem Einstein durch vereinfachte Lösungen seiner Feldgleichungen auf die Dynamik 
eines expandierenden Universums gestoßen war, hatte er die ,,poetischen`` 
Mythen zur ,,kritischen`` Theorie eines modernen Wissenschaftswerkes 
fortentwickelt. Den einfachen Fall einer kugelsymmetrisch einheitlichen 
Materieverteilung behandelt er am 8. Febr. 1917 für die ,,Preußische 
Akademie`` in dem Sitzungsbericht Kosmologische Betrachtungen zur 
Allgemeinen Relativitätstheorie. Um auch den Fall eines stationären Universums 
behandeln zu können, führt er eine kosmologische Konstante  in 
seine Feldgleichungen ein:
 in 
seine Feldgleichungen ein:

Diesen ,,Kunstgriff`` hat er später als seine 
,,größte Eselei`` bezeichnet; denn Beobachtungen des Astronomen 
Hubble hatten 1929 gezeigt, daß die Rotverschiebung im Lichtspektrum weit 
entfernter Sterne mit ihrem Abstand zunimmt. Das ließ auf ein sich allseits 
ausdehnendes Universum schließen, wie es Einsteins ,,unkorrigierte`` 
Feldgleichungen im Prinzip richtig beschrieben hatten. Gegenwärtig wird die 
kosmologische Konstante wieder im Rahmen der Quantengravitation 
diskutiert. Aber davon später. Im Anhang seiner erstmals 1921 in Princeton 
gehaltenen Vier Vorlesungen über Relativitätstheorie nimmt er in der 
erweiterten Auflage von 1954 über die Grundzüge der  Relativitätstheorie 
auch zum kosmologischen Problem Stellung. Wiederum für den vereinfachten 
Fall leitet er aus seinen Feldgleichungen folgende Formel für den Radius G, 
die Materiedichte  und die Gravitationskonstante
 und die Gravitationskonstante  des Universums ab:
 des Universums ab: 

Die Hubble'sche Expansion wird dabei durch den Term G'/G der relativen ersten Ableitung des Radius' nach der Zeit ausgedrückt. Mit dem Krümmungsmaß z und der Konstanten G0 vereinfacht Einstein sodann die Gleichung zu:

Für eine nichtverschwindende Materiedichte wird Go > 0 und bei positiver 
Raumkrümmung z = 1 sein. Unter diesen Vorausetzungen liefert eine Lösung 
der Gleichung eine Expansion zwischen den Zeiten t0 und t1 bis zu G0 
und eine anschließende Implosion des Universums. Mit der negativen 
Raumkrümmung z = -1 würde es sich bis in alle Ewigkeit hinein ausdehnen ... 
Hatte Einstein die Schöpfungsmythen in einer faszinierenden Kosmologie veräußerlicht, nahm sich Mann der Mythen durch Verinnerlichung an. Die erste Anregung dazu geht auf die Anfrage des Kunstmalers Hermann Ebers zurück, der den Dichter 1924 um eine Einleitung zu einer Bildermappe über die Josephslegende bat. Im Lebensabriß heißt es weiter: Der Künstler wünschte sich einen einleitenden Schriftsatz von mir zu seinem Werk, und halb gewillt, ihm den Freundschaftsdienst zu leisten, las ich in meiner alten Familienbibel, in der manche ins Graue verblichene Federunterstreichung von dem frommen Studium längst vermoderter Vorfahren zeugt, die reizende Mythe nach, von der Goethe gesagt hat: ,,Höchst anmutig ist diese natürliche Erzählung, nur erscheint sie zu kurz, und man fühlt sich berufen, sie ins einzelne auszumalen.`` Noch wußte ich nicht, wie sehr mir dies Wort aus ,,Dichtung und Wahrheit`` zum Motto kommender Arbeitsjahre werden sollte. Im Unterschied zur quantitativ-kosmologischen Theorie Einsteins begann Mann 1925 mit dem qualitativ-psychologischen Josephs-Roman. Noch in seinem Lebensabriß bemerkt er dazu: Mythus und Psychologie,- die antiintellektualistischen Frömmler wollten das weit geschieden wissen. Und doch konnte es, so schien mir, lustig sein, vermittelst einer mythischen Psychologie eine Psychologie des Mythus zu versuchen. Das Buch vom Anfang hebt an mit einem Ruf in die Tiefe: Tief ist der Brunnen der Vergangenheit. Sollte man ihn nicht unergründlich nennen? Der Brunnen und die Grube durchziehen als Leitmotive die gesamte Komposition, die sich über vier Bände erstrecken sollte, die zwischen 1933 und 1943 erschienen.
Neben seiner persönlichen Faszination für das Thema hat sicher noch ein 
politischer Grund eine Rolle gespielt. Die deutschen Faschisten hatten sich 
der germanischen Mythen bedient, um ihre Religion vom erlösenden arischen 
Herrenmenschen zu vertiefen. Der Großschriftsteller wollte demgegenüber die 
vernachlässigten Mythen der abendländischen Zivilisation wieder mit Leben 
erfüllen. Und auch sein Anknüpfen an Goethe ist nicht nur persönlich zu 
verstehen, hatten doch die Germano-Faschisten sogar die Weimarer Klassik 
für sich einzunehmen versucht. Thomas Mann, der sich als Repräsentant der 
,,deutschen Kultur`` verstand, schob deshalb in seine Arbeit an 
der Josephs-Tetralogie noch einen Goethe-Roman ein: Lotte in Weimar. 
In einem Brief vom 13. Nov. 1936 schreibt er davon, daß er etwas ganz 
anderes in Angriff genommen habe: eine Erzählung, 1816 in Weimar spielend, 
worin ich mir die phantastische Freude mache, Goethen einmal persönlich auf 
die Beine zu stellen. Kühn, nicht wahr? Aber nachdem ich's mit 40 vermieden 
(beim ,,Tod in Venedig``, der aus der eigentlich erträumten Ulrike-Geschichte 
wurde), will ich mir's mit 60 lustspielmäßig gönnen. Für den Erkenntnisaspekt 
seiner Literatur ist hervorzuheben, daß er nunmehr mit seinem Idol aus Weimar 
weitgehend zu verschmelzen trachtet und damit nicht weniger als eine Goethe-Nachfolge 
für sich reklamiert. Diese Überheblichkeit bleibt ihm natürlich nachzusehen, da 
sie sich auch gegen die Anmaßung der NS-Faschisten richtete. Gegenüber dem 
national gesinnten Altsprachler Passow läßt er Goethe deutliche Worte sagen: 
Von den Alten bilde auch ich mir ein etwas zu verstehen, aber der Freiheitssinn 
und die Vaterlandsliebe, die man aus ihnen zu schöpfen meint, laufen Gefahr und 
sind jeden Augenblick im Begriffe zur Fratze zu werden. Und in weiser Voraussicht 
auf die Folgen der elenden Vaterländerei fügt er hinzu: Vor dem Ihrigen 
graut mir, weil es die noch edle, noch unschuldige Vorform ist von etwas 
Schrecklichem ...  
Dem Schrecklichen war im Jan. 1933 die Macht überlassen worden. Vom deutschen 
und internationalen Finanzkapital sind Hitler und seine Bande ausgehalten und in 
die Macht geschoben worden, ruft Thomas Mann im Appell Deutsche Hörer! 
am 28. März 1944 seinen unter Bombenteppichen harrenden Landsleuten zu. Hitlers 
Kampf war von der Welle nationaler Reaktion getragen worden, die den 
napoleonischen Kriegen folgte und bereits 1807/08 von Fichte in seinen Reden 
an die deutsche Nation heraufbeschworen worden war. Wie Bracher in seiner Untersuchung 
zur deutschen Diktatur hervorhebt, war ihr Grundgedanke, daß die Deutschen 
eine besondere Sendung gegenüber der Menschheit zu erfüllen hätten, die sie von den 
bisher so viel bewunderten und imitierten Franzosen unterscheide. Der Kampf gegen 
westliche ,,Überfremdung`` wurde begründet mit der substanziellen 
Überlegenheit des ,,deutschen Geistes``, der als zukünftiger Fackelträger 
der germanischen Völker, ja der Menschheit, herausgehoben und gefeiert wird. Für 
Hitler erwuchs die Sehnsucht nach einer neuen Erhebung aus dem verhunzten Geiste 
der Musik Wagners, der er sein ,,Erweckungserlebnis`` verdankte. In seiner 
Rede zum machtpolitisch grandios inszenierten Tag von Potsdam im März 1933 zur 
Vereinigung von NS-Bewegung und Reichswehr führt er dazu aus: Der Deutsche in 
sich selbst zerfallen, uneinig im Geist, zersplittert in seinem Wollen und damit 
ohnmächtig in der Tat, wird kraftlos in der Behauptung seines eigenen Lebens. Er 
träumt vom Recht in den Sternen und verliert den Boden auf der Erde. Je mehr aber 
Volk und Reich zerbrechen und damit der Schutz und Schirm des nationalen Lebens 
schwächer wird, umso mehr versuchte man zu allen Zeiten, die Not zur Tugend zu 
erheben. ... Am Ende blieb dem Deutschen Menschen dann immer nur der Weg nach innen 
offen. Als Volk der Sänger, Dichter und Denker träumte es dann von einer Welt, in 
der die anderen lebten. Und erst wenn die Not und das Elend es unmenschlich schlugen, 
erwuchs vielleicht aus der Kunst die Sehnsucht nach einer neuen Erhebung, nach einem 
neuen Reich und damit nach neuem Leben.  
Wie weit Thoman Mann noch immer ein eigentlich ironisch-antipolitischer 
Ästhetizist geblieben war, zeigt sein 1939 geschriebener Essay Bruder Hitler, 
den er in Das Neue Tagebuch, Paris, veröffentlichte. Als Ästhetizist weiß der 
Literat, wohin verkanntes Künstlertum führen kann: Der Bursche ist eine Katastrophe; 
das ist kein Grund, ihn als Charakter und Schicksal nicht interessant zu finden. Wie die 
Umstände es fügen, daß das unergründliche Ressentiment, die tief schwärende Rachsucht 
des Untauglichen, Unmöglichen, zehnfach Gescheiterten, des extrem faulen, zu keiner Arbeit 
fähigen Dauer-Asylisten und abgewiesenen Viertelskünstlers, des ganz und gar Schlechtweggekommenen 
sich mit den (viel weniger berechtigten) Minderwertigkeitsgefühlen eines geschlagenen Volkes 
verbindet, welches mit seiner Niederlage das Rechte nicht anzufangen weiß und nur auf die 
Wiederherstellung seiner ,,Ehre`` sinnt. Hitler ist auch der komödiantische 
Nur-Künstler, der über eine unsäglich inferiore, aber massenwirksame Beredsamkeit 
verfügt, dies platt hysterisch und komödiantisch geartete Werkzeug, womit er in der 
Wunde des Volkes wühlt, es durch die Verkündigung seiner beleidigten Größe rührt, es 
mit Verheißungen betäubt und aus dem nationalen Gemütsleiden das Vehikel seiner Größe, 
seines Aufstiegs zu traumhaften Höhen stilisiert. Märchenzüge sind darin kenntlich, 
wenn auch verhunzt, Volksgemüt, vermischt mit schändlicher Pathologie. Wagnerisch, 
auf der Stufe der Verhunzung, ist das Ganze. Alles in allem eine Erscheinungsform des 
Künstlertums und - ein Bruder. Aus seiner Bereitschaft zur Selbstvereinigung mit 
dem Hassenswerten heraus gewinnt der Schriftsteller dann die beruhigende Erfahrung, 
daß jederzeit alles möglich bleibt auf Erden - zumal bei dem Primitivierungsprozeß, 
dem das Europa von heute sich wissentlich, willentlich überläßt. Gegenüber der allgemeinen 
,,Verhunzung`` hehrer Überlieferungen und Ideen hegt Thomas Mann abschließend 
gleichwohl die Hoffnung auf ein Künstlertum als ein 
beflügelt-hermetisch-mondverwandtes Mittlertum zwischen Geist und Leben, wobei
Mittlertum selbst Geist sei. Als Motto für dieses Künstlersymbol des Hermes ließe 
sich festhalten: Beseelung und Vergeistigung statt Primitivierung und Verhunzung! 
Eine schöne Formulierung seines Kunstanspruchs ist dem Großschriftsteller am Schluß 
seines 1939 für Maß und Wert verfaßten Essays Anna Karenina gelungen: 
Die Kunst ist das schönste, strengste, heiterste und frömmste Symbol alles 
übervernünftig menschlichen Strebens nach dem Guten, nach Wahrheit und nach 
Vollkommenheit; und der Atem des rollenden Meeres der Epik würde uns nicht die Brust 
so lebensvoll weiten, wenn er nicht die strenge und erquickende Würze des Geistigen 
und Göttlichen mit sich führte. Dieser hehre Anspruch der Erkenntnis-Künstler beim 
Vermitteln von Geist und Leben entstammte dem kosmologischen Prinzip der Harmonie, 
das schon in der Frühzeit des abendländischen Denkens Mathematik und Musik gleichermaßen 
erfüllte. In seinem 1944 Bruno Walter gewidmeten Essay Die Sendung der Musik singt 
der Literat ein Loblied auf die Musik: Groß ist das Geheimnis der Musik,- sie ist 
ohne Zweifel die tiefsinnigste, philosophisch alarmierendste, durch ihre sinnlich-übersinnliche 
Natur, durch die erstaunliche Verbindung, die Strenge und Traum, Sittlichkeit und Zauber, 
Vernunft und Gefühl, Tag und Nacht in ihr eingehen, die faszinierendste Erscheinung der 
Kultur und Humanität. Von jungauf habe ich dem Rätsel ihres Wesens nachgehangen, sie 
belauscht, sie zu ergründen gesucht, bin als Schriftsteller ihren Spuren gefolgt, habe 
unwillkürlich ihrer Wirkungsart Einfluß auf mein eigenes Bilden und Bauen gewährt. 
Goethes Faust und Wagners Ring wollte Thomas Mann als sein Vermächtnis 
eigene Werke entgegensetzen. Gleichsam als Antwort des 20. auf die humanistische Klassik 
des 18. und die mythische Romantik des 19. Jahrhunderts. Dem germano-mythischen Ring
hatte er die Josephs-Tetralogie gegenübergestellt und Goethes Faust setzte 
er seinen Dr. Faustus entgegen. Mehr oder weniger innig anverwandelt werden Goethe 
und Wagner natürlich in allen seinen großen Werken. 
Wenngleich Thomas Mann ein begeisterter Musikliebhaber war, blieb sein Verständnis 
der Musik doch sehr oberflächlich und gefühlsbetont. Hinreißen ließ er sich 
eigentlich nur für Wagner und allenfalls noch für die Romantik. So schreibt er in der 
Entstehung über einen Vortrag des Geigers Hubermann in der Philharmonie von 
Los Angeles, daß er beim Spiel einer Chaconne Bachs eigentümliche Orgelwirkungen 
seiner Geige abgewann. Kaiser kommentiert das mit einigem Erstaunen: Das berühmteste 
Solo-Geigenstück der Musikgeschichte, nämlich die Chaconne aus der d-Moll-Partita von 
Johann Sebastian Bach, nicht zu kennen, sondern sie - wie wenn es sich um ein Kuriosum 
handelte - zu charakterisieren, das kann nicht nur keinem Fachmann, sondern auch keinem 
solide gebildeten Musikfreund passieren. Anders erging es der Violinen-Virtuosen 
Hilary Hahn
beim Spiel der Chaconne. 
In ihrem Begleitheft zur CD schreibt sie: Ich erinnere mich noch gut an das 
Aha-Erlebnis, als ich beim Spielen der d-moll-Partita zum ersten Mal wirklich hörte, 
was in der Chaconne auf harmonischer Ebene vor sich geht, und dieses Erlebnis 
gehört zu den eindringlichsten Erfahrungen meines bisherigen Lebens. Derartige 
Erlebnisse hatte der Literat eher mit Wagner. In seinem Essay Leiden und Größe 
Richard Wagners, im April 1933 in Die Neue Rundschau erschienen, preist er  
wieder einmal die Tondichtung Wagners: 
Sind es Wellen / sanfte Lüfte?
Sind es Wogen / wonnige Düfte?
Wie sie schwellen, / mich umrauschen,
Soll ich atmen, / soll ich lauschen?
Soll ich schlürfen, / untertauchen,
süß in Düften / mich verhauchen?
In des Wonnemeeres / wogendem Schwall,
In der Duftwellen / tönendem Schall,
in des Weltatems / wehendem All -
ertrinken - / versinken -
unbewußt - / höschste Lust! 
Das ist das äußerste und höchste Wort dieser Welt, ihre Krönung, ihr 
Triumpf, geprägt und gesättigt von ihrem Geiste, dessen europäische, 
mystisch-sinnliche Artistik durch Wagner und den frühen Nietzsche die 
Stilisierung ins Deutsch-Bildungsmäßige erhält, die Beziehung auf die 
Tragödie, mit den Richtpunkten Euripides, Shakespeare und Beethoven. Wie 
später personifiziert in Bruder Hitler sieht der Großschriftsteller 
aber auch die Kehrseite der musikalischen Nacht- und Todverbundenheit. 
In seinem Essay Reaktion und Fortschritt führt er 1929 weiter aus: 
Das große neunzehnte Jahrhundert ... Die Jahrzehnte seiner zweiten, 
die eigentlich bürgerlich-liberalen, monistisch-naturwissenschaftlichen, 
bildungsblind-materialistischen Jahrzehnte, sind durchsetzt mit Verfallsprodukten 
und Elementen der Romantik. In gleicher Weise hätte Mann wohl auch die 
Jahrzehnte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts charkterisiert. Folgerungen 
für das 21. Jahrhundert werde ich später ziehen. Die Romantik jedenfalls war 
Reaktion auf den Fortschritt der Aufklärung. Genauer besehen waren Reaktion und 
Fortschritt aber in beiden enthalten; denn Aufklärung war auch Reaktion auf 
die Religion. Und Luthers Reformation als Gesinnungswerk betrachtet - wer 
würde unter dem Gesichtswinkel von Reaktion und Fortschritt klug daraus? Sie 
war ebensowohl Fortschritt und Befreiung, die deutsche Form der Revolution 
und Vorläuferin der französischen, wie Rückfall ins Mittelalter und ein 
fast tödlicher Reif auf den zagen Geistesfrühlung der Renaissance. Auch 
in der NS-Revolution sieht Mann die Reaktion, das große Zurück, geputzt 
und aufgeschminkt als stürmisches Vorwärts. Und gegen all das ideologische 
Gerümpel der Reformation und Aufklärung mit ihrer pazifistischen Vernünftelei 
steht in revolutionärer Jugendfrische das dynamische Prinzip, die geistbefreite 
Natur, die völkische Seele, der Haß, der Krieg. 
Den ganzen Entwicklungsbogen einer Epoche der Deutschen von Luther über Goethe 
und Bismarck bis Hitler wollte der Großschriftsteller als Repräsentant des 
,,Deutschtums`` in dem Leben des deutschen Tonsetzers Adrian 
Leverkühn episch gebunden nachkomponieren. Aus seiner Bereitschaft zur 
Selbstvereinigung mit dem Hassenswerten heraus läßt Thomas Mann die Lebensgeschichte 
Adrian Leverkühns durch seinen Freund Serenus Zeitblom berichten. 
Durch die Zwischenschaltung eines befreundeten Erzählers versprach sich der Autor 
nicht nur eine ,,Durchheiterung`` der tragischen Höllenfahrt des 
Doktor Faustus. Mann hatte die Konstruktion auch in Anlehnung an Stevensons 
Dr. Jekyll and Mr. Hyde vorgenommen. Und insgeheim waren Autor, Erzähler und 
Akteur natürlich identisch. Mit dem Anbruch der Neuzeit
in deutschen Landen sind 
es die Verinnerlichung der Religion durch Luther, ihre Symbolisierung in der Kunst Dürers 
und die All-Chemie in der Naturmystik des Paracelsus, die das Weltbild der oberen Stände um 1500 
bestimmen. Faustus (lat. glücklich) soll ein fahrender Schüler des Paracelsus 
gewesen sein. Luther erwähnt ihn in seinen Tischgesprächen als Zauberer und dem 
Teufel Verschriebener. Thomas Mann knüpft an mit seinem Dr. Faustus an die 
anonym verfaßte Historia von D. Johann Fausten, dem Volksbuch von 1587. 
Das endet mit der Moral von der Geschichte nach Petr. 5,8: Seid nüchtern und 
wachet, denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und 
suchet, welchen er verschlinge; dem widerstehet fest im Glauben. Neben dem Teufelspakt 
ist es die Musik als typisch deutsches Ingredienz der Kultur, die Manns Dr. Faustus 
kompositorisch und thematisch bestimmt. Das Mysterium der Musik umfaßt dabei die 
göttlich-dämonische Ganzheit der Welt, des Lebens, des Menschen, der Kultur. 
In der Sendung der Musik heißt es weiter: Ist die Welt Musik, so ist umgekehrt 
die Musik das Abbild der Welt, des dämonisch durchwalteten Kosmos. Sie ist Zahlenwerk, 
Zahlendienst, heilige Rechnung, klingende Algebra. Aber steckt nicht im Zahlenwesen selbst 
ein magisches Element, etwas von Hexerei? Wer Saitenverhältnisse, Proportionen mit 
Algebra verwechselt, dem mag die Arithmetik (das Zahlenwesen) als Hexerei erscheinen. 
Wie Goethes Faust fühlte sich Mann wohl in die 
Hexenküche
versetzt: 
Du mußt verstehn!
Aus Eins mach Zehn,
Und Zwei laß gehn,
Und Drei mach gleich,
So bist du reich.
Verlier die Vier!
Aus Fünf und Sechs,
So sagt die Hex,
Mach Sieben und Acht,
So ist's vollbracht:
Und Neun ist Eins,
Und Zehn ist keins.
Das ist das Hexen-Einmaleins! 
Faust wähnte die Alte im Fieber. Goethe
war natürlich nicht im Fieber als er sich den Spaß machte, den Anfang eines 
Algorithmus' zur Konstruktion eines magischen Quadrats zu reimen 
(mit der Zeilen/Spalten/Diagonalensumme 15), wie schon Dürer eines in seiner 
Künstler-Melancholie
verwendete 
(Summe 34). Mephistos Schlußsatz seiner 
Entgegnung parodiert die Gutgläubigkeit der Menschen beim bloßen Hören 
bedeutungsloser Worte: 
Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört,
Es müsse sich dabei doch auch was denken lassen.  
Denken sollte sich der Mensch eher was bei den Zahlen, z.B. warum die 
chromatische Halbton-Skala
zwölf Töne umfaßt. Bei Pythagoras bildeten Mathematik und Musik noch eine 
mystische Einheit. Der Mathematik ist Thomas Mann leider nie nachgegangen, 
der Musik hat er sich aber immer wieder gewidmet. Schon in Buddenbrooks 
läßt er den Musiklehrer Pfühl vor den bloßen Experimenten der 
Harmonik warnen. Bei Bach sei das treibende Prinzip die Kontrapunktik 
gewesen. Im Doktor Faustus tritt dann die Musik stellvertretend für die 
Kunst schlechthin ein. Und zu Wagners Leitmotiv-Technik und Strawinskys Klassizismus 
gesellt sich noch die Dodekaphonie Schönbergs. Thomas Mann hat sich bei der  
Arbeit an seinem Musikerroman eingehend mit Schönbergs Harmonielehre 
beschäftigt und seinem Werk innig Adornos Philosophie der modernen Musik 
sowie dessen Essay über Beethovens Spätstil anverwandelt. Schönberg  
teilt den Stoff der musikalischen Kompositionslehre wie üblich in 
drei Gebiete ein: Harmonielehre, Kontrapunkt und Formenlehre. Wenngleich 
Schönberg (und auch Furtwängler) Manns Musikverständnis nicht teilten, kam 
das Kunstverständnis des Musikers dem des Literaten doch sehr nahe: 
Kunst ist auf der untersten Stufe einfache Naturnachahmung. Aber bald 
ist sie Naturnachahmung im erweiterten Sinne des Begriffs, also nicht bloß 
Nachahmung der äußeren, sondern auch der inneren Natur. Mit anderen Worten: 
sie stellt dann nicht bloß die Gegenstände oder Anlässe dar, die Eindruck 
machen, sondern vor allem diese Eindrücke selbst. D.h. objektive Ereignisse 
(Anlässe) werden zu subjektiven Erlebnissen (Eindrücke), die zu künstlerischer 
Darstellung gelangen. Thomas Mann hatte seinerzeit ganz ähnlich von der Überführung 
vager Empfindungen in deutliche Gedanken und deren sprachlicher Äußerung geschrieben. 
Und als Ziel der Wissenschaft hatte Einstein es angesehen, die durch das Denken 
geordneten Sinneserlebnisse in mathematische Formeln zu überführen. 
Aus der Abschiedsoratio des Volksbuches entnimmt Thomas Mann den Satz: Denn ich sterbe als ein guter und böser Christ. Diese Worte bilden das Generalthema der Faust-Kantate Leverkühns sowohl wie sie des Erzählers Zeitbloms Beschreibung bestimmen und den Mann'schen Roman selbst durchziehen: Zählt man seine Silben nach, so sind es zwölf, und alle zwölf Töne der chromatischen Skala sind ihm gegeben, sämtliche denkbaren Intervalle darin verwandt. Auf einem Spaziergang mit seinem Freund Zeitblom läßt der Autor Mann den Komponisten Leverkühn die Idee eines strengen Satzes entwickeln. Der leitet sie ab aus der Art, wie in dem Liede ,,O lieb Mädel, wie schlecht bist du`` Melodie und Harmonie von der Abwandlung eines fünftönigen Grundmotivs, des Buchstabensymbols h e a e es, bestimmt sind. Leverkühn läßt den Freund das ,,magische Quadrat`` eines Stils oder einer Technik erblicken, die noch die äußerste Mannigfaltigkeit aus identisch festgehaltenen Materialien entwickelt und in der es nichts unthematisches mehr gibt, nichts, was sich nicht als Variation eines immer Gleichen ausweisen könnte. Dieses Verfahren, so fährt er fort, lasse keinen Ton zu, nicht einen, der nicht in der Gesamtkonstruktion seine motivische Funktion erfüllte,- es gäbe keine freie Note mehr. Die ,,Mannigfaltigkeit`` des Tonmaterials bei der Reihentechnik oder Zwölftonmusik ermöglicht dabei harmonisch im Prinzip über 2000 Akkord-Varianten bei rund 479 Millionen melodischen Kombinationsmöglichkeiten.
Auch über die Beziehungen des Kunststils gewisser Partien der Meistersinger zu 
dem des strengen Satzes ließ Mann schon in Buddenbrooks den Musiklehrer 
Pfühl dozieren. Nicht erst mit Schönberg begannen die Neuerungen in der Musik, sondern 
bereits mit Wagner. Die Strenge des Satzes läßt sich dabei melodisch-horizontal 
in den Zeilen und harmonisch-vertikal in den Spalten eines magischen Quadrates 
mit gleichsam fester Diagonalen-, Zeilen-, Spaltensumme als Kontrapunktik veranschaulichen. 
Der mathematischen Eigenschaft der Magizität einer Matrix bei gleicher 
Zeilen-, Spalten- und Diagonalensumme entspräche die musikalische Kontrapunktik 
einer Fuge als Abstimmung zwischen Melodik und Harmonik. In der Quantenmechanik ist es 
die Hermitizität einer Matrix, die sie zu einer Observablen-Darstellung eines 
Operators macht. 
In seiner erstmals 1911 erschienenen Harmonielehre folgert Schönberg sein Kunstverständnis aus einer psychologischen Annahme: Die Entwicklung der harmonischen Kunstmittel erklärt sich vor allem dadurch, daß ein Vorbild bewußt oder unbewußt nachgeahmt wird und daß jede so entstehende Nachahmung wieder Vorbild werden und wieder nachgeahmt werden kann. Aufgrund dieser Annahme erklärt der Musiker dann die Skala als horizontale, die Akkorde als vertikale (mehr oder weniger getreue) Nachahmungen des naturgegebenen Vorbildes, des Tons. Die getreue, aber unvollständige, vertikale Nachbildung, der Durdreiklang, erzeugt im Verein mit der Skala eine andere entferntere Nachbildung, den Molldreiklang. Die übrigen leitereigenen Akkorde erklären sich dann als Nachbildung der Idee 1-3-5 des Dreiklangs, reguliert und eingeschränkt durch die Erfordernisse der Tonleiter. Im Ausblick auf seine Zwölftonlehre bemerkt Schönberg, daß sich der Übergang von 12 Dur- und 12 Molltonarten zu 12 chromatischen Tonarten bereits mit der Musik Wagners vollziehe. Nach dem wiederholenden ,,Nachahmungsprinzip`` der Schönberg'schen Harmonielehre kann auch die ,,Nachahmung`` der deutschen Kulturentwicklung im Dr. Faustus verstanden werden. Dabei ahmt die Lebensgeschichte Leverkühns die Kulturentwicklung der Deutschen und das Kunstschaffen Thomas Manns nach. Sein letztes Werk, die Faust-Kantate, wiederum bildet den Niedergang der Deutschen im Faschismus nach wie es auch den Roman selbst nachbildet. Zudem wird durch die Identität von Autor, Erzähler und Akteur durch die Geschicke und Charaktere Zeitbloms und Leverkühns das Leben Thomas Manns selbst nachgeahmt, der Roman so zur Lebensbeichte. Zur Übersicht die Werke des Komponisten Leverkühn aus dem Roman:
Wie Fetzer im Jahrbuch von 1989 untersucht hat, gibt es zwölf gut-böse Variationen 
im Roman wie in der Kantate, die auf dem Melos-Eros-Thanatos-Komplex basieren. Weitere 
Untersuchungen zu Thomas Mann und die Musik sind im Jahrbuch 1994 zu finden. 
Wie schon in der frühen Novelle Tristan stellt Thomas Mann sich mit seiner Kunst einem ,,Selbstgericht``. Es ist die alte Künstlerproblematik, die Nachbarschaft von Ästhetizismus und Barbarei, die mit dem in die Politik verirrten Künstler Hitler die Apokalypse des Deutschtums zur Folge hatte. Unter Rückgriff auf Nietzsches Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik und seiner Bordellerfahrung, die ihn zum ,,syphilitischen Künstler`` machte, läßt Thomas Mann bei seinem Musiker Leverkühn den Teufelspakt mit der Syphilisinfektion durch das ,,liebe Mädel``, die Hure Esmeralda, zusammenfallen. Die Abwandlungen des fünftönigen Motivs ihres Namens in der Melodie und Harmonie ihres Liedes bestimmen dabei nicht nur die Strenge des musikalischen Satzes, sondern auch die Strenge eines doppelten ,,Todes`` noch im Leben: durch Entsagung wärmender Liebe wie durch rauschhafte Umnachtung im Wahn fortschreitender Infektion. Das physische Sterben wird dann gar nicht mehr erlebt. Und insofern Adrians Schicksal das Schicksal der Deutschen, Thomas Manns und seines Werkes ,,nachahmt``, bestimmt es auch die ,,Strenge`` der Mann'schen Kompositionskunst, die seit dem Tod in Venedig eine klassische ist. Heftrich schreibt dazu: Gerade weil Thomas Mann die Kunst seiner Protagonisten Aschenbach und Leverkühn wie seine eigene unter das Zeichen Apollons gestellt hat, müssen die tragischen Helden seiner Imagination für den apollinischen Kunsttraum mit der dyonisischen Niederholung bezahlen. Der Schutz des Hermes, der den untragischen Helden des ,,Juxes`` in so reichlichem Maße zuteil wird, mußte ihnen versagt bleiben. Um der Strenge der Form willen ist die apollinische Kunst eine klassische. Auch Adorno ist zuzustimmen, wenn er am 25. Aug. 1951 an Mann schreibt: Leicht könnte ich mir vorstellen, daß Schönberg einmal ,,klassische Musik`` genannt wird, so wie heute schon die jungen Physiker der Quantentheorie Einstein klassische Physik nennen. Das Entsagungs- und Einsamkeitsmotiv im Gestalten Aschenbachs und Leverkühns durchzieht auch das Leben Manns und Einsteins. Und noch ein weiteres Motiv kommt neben Leverkühn auch den beiden Geistesheroen zu: das Lachen bzw. die Neigung zu Lachanfällen. Das Lachen und die Migräne Leverkühns sind dabei als Leitmotive der ,,kalten Melancholie`` anzusehen, die Mann von Nietzsche übernommen hatte. Den vielen weiteren Nachahmungen und Gegensatzpaaren, die Thomas Mann in seiner grandiosen mythopoetischen Struktur des Dr. Faustus verwoben hat, kann hier nicht weiter nachgegangen werden. Mehr dazu ist bei Bahr zu finden in seiner Untersuchung über die Identität des Nichtidentischen, und zwar im Jahrbuch von 1989.
Ein paar Linien aus der chiffrierten Werkgeschichte Thomas Manns seien aber mit Heftrich zusammengefaßt. Im Volksbuch wurde der die christliche Moral unterlaufende Naturzauber als ,,Teufelspakt`` gebrandmarkt. Im Dr. Faustus findet das ,,Teufelsgespräch`` in Palestrina statt; dem Ort, an dem sich Thomas Mann seinerzeit mit Buddenbrooks der Literatur verschrieb. In der Folge überwand er seinen ,,Ästhetizismus``, entsagte der Homoerotik, indem er sich eine eheliche ,,Verfassung`` gab und hatte bis zum ersten Durchbruch mit dem Zauberberg eine Durststrecke künstlerischer Sterilität durchzustehen. Leverkühn gelingt der erste Durchbruch mit der Apokalypse zur Zeit des 1. Weltkrieges, die damit den Zauberberg nachbildet. Im Dr. Faustus hat dabei die letzte Klaviersonate Beethovens die Rolle übernommen, die Schuberts Lindenbaum im Zauberberg spielte. Der Nachahmung von Wagner durch Schubert im Zauberberg entspricht diejenige Beethovens durch Leverkühn im Dr. Faustus. Heftrich resümiert: Im Zenit der emanzipatorischen Epoche, die, um es im Paradigma der Musik zu sagen, mit Monteverdi beginnt und mit Leverkühn endet, steht Beethoven. In der Dichtung wären entsprechend Dante, Goethe und Zeitblom zu setzen und in der Wissenschaft Paracelsus, Newton und Einstein. Der in rauschhafter Erhebung eigentlich erzielte ,,Durchbruch`` ist aber erst die Faust-Kantate im Dr. Faustus, in der sich das Buch gleichsam selbst nachahmt. Der ,,Wahnsinnsidentifikation`` Leverkühns mit Faustus entspricht wiederum diejenige Manns mit Goethe. Und der rauschhaft-barbarische Schwindel im Spätstil Leverkühns, der gleichsam in wahnhafte Identifizierung mit seinem ,,Stoff`` verfällt, bildet damit das morbide Verhältnis von ,,Ästhetizismus und Barbarei`` auch im Werk Manns nach. Die abstruse innere Verwandtschaft von Dämonie, Primitivität und Kultur hatte Thomas Mann seinerzeit selbst durchlebt als er in den Betrachtungen schrieb: Ein Künstler ist vielleicht nur eben so weit Künstler und Dichter als er dem Primitiven nicht entfremdet ist, und gesetzt selbst, er wäre ein ,,Bürger``, so ist er Künstler und Dichter vielleicht nur eben so weit, als er Volk ist und volkhaft primitiv zu schauen und zu empfinden nie ganz verlernte. Diese ,,Volksseele`` in ihm war ihm Bruder Hitler, der allerdings in entsetzlicher Weise verwirklichte und dem Untergang zuführte, was in der Apokalypse und in der Kantate bzw. im Zauberberg und im Dr. Faustus nur Kunstschaffen und Selbstgericht blieb. Zur Übersicht wiederholend die drei wichtigsten Nachahmungen zwischen Roman und Werk:
Als zweiter prosaischer Ableger des Faustus neben der Sendung der Musik gilt 
der Vortrag Deutschland und die Deutschen, erstmals gedruckt im Okt. 1945 in Die 
Neue Rundschau. Darin geht es Thomas Mann um eine kulturhistorische und nationalmythologische 
Rekonstruktion des Germano-Faschismus als Geschichte der deutschen Innerlichkeit. Es 
ist eine melancholische Geschichte ..., die uns eines zu Gemüte führen mag,  
daß es nicht zwei Deutschland gibt, ein böses und ein gutes, sondern nur eines, dem 
sein Bestes durch Teufelslist zum Bösen ausschlug. Dabei war die Reformation, wie später 
die Erhebung gegen Napoleon, eine nationalistische Freiheitsbewegung und zugleich 
die große Geschichtstat der deutschen Innerlichkeit, die in der Romantik ihre Renaissance 
erlebte. Von Anbeginn gab es eine geheime Verbindung des deutschen Gemüts mit dem 
Dämonischen, mit der musikalischen Tiefe als ihrer Innerlichkeit. Und Thomas Mann hebt 
hervor: Es ist ein großer Fehler der Sage und des Gedichts, daß sie Faust nicht mit 
Musik in Verbindung bringen. Dem sollte der Großschriftsteller abzuhelfen wissen. Der 
Roman endet mit einer Klage bzw. mit einem einsamen Gebet. Im Vortrag dagegen faßt Mann 
den Weltstaat ins Auge und fragt sich: Wie sollte all dieser über die bürgerliche 
Demokratie hinausgehende soziale Humanismus, um den das große Ringen geht, dem deutschen 
Wesen fremd und zuwider sein? Eine Rückbesinnung auf klassische Prinzipien der 
Veräußerlichung durch Dezentrierung wie im Werk und in der Person Einsteins verwirklicht, 
wäre eine Perspektive, der auch die weitere ,,Durchrationalisierung`` der Musik 
noch über Schönberg hinaus gleichkäme, wie Adorno sie ins Auge gefaßt hatte. In der 
Musik hatte sich Mann schwer getan und vielleicht deshalb die Inkonsequenz begangen, 
ausgerechnet mit dem ,,Durchbruch`` zur ,,Klassizität`` der Dodekaphonie den 
Untergang des Deutschtums durch die gleichsam faschistische Infektion nachzuahmen. 
Als Epochenroman aus der Sicht des 21. Jahrhunderts wäre eher ein nach mathematischen 
Kompositionsregeln gewobener Roman angezeigt. 
Nach den eher äußerlichen Annäherungen an den Faustus komme ich nunmehr zum Roman selbst und werde einige Textpassagen gleichsam von innen heraus kommentieren. Vorab sei aber mit Borchmeyer an die Ursprungsidee des Doktor Faustus erinnert: Die Flucht aus den Schwierigkeiten der Kulturkrise in den Teufelspakt, der Durst eines stolzen und von Sterilität bedrohten Geistes nach Enthemmung um jeden Preis und die Parallelisierung verderblicher, in den Kollaps mündender Euphorie mit dem faschistischen Völkerrausch. Auch der Persönlichkeitsanteil Thomas Manns am Faustus sei noch einmal hervorgehoben. In der Entstehung antwortete der Autor auf die Frage Leonhard Franks nach einem ,,Modell`` Adrians, daß Leverkühn sozusagen eine Idealgestalt, ein ,,Held unserer Zeit``, sei, ein Mensch, der das Leid der Epoche trage. Und Thomas Mann fährt fort, daß er ausgenommen vielleicht Hanno Buddenbrook nie einen seiner ,,Helden`` so geliebt habe wie Adrian Leverkühn. Buchstäblich teilte ich die Empfindungen des guten Serenus für ihn, war sorgenvoll in ihn verliebt von seinen hochmütigen Schülertagen an, vernarrt in seine ,,Kälte``, seine Lebensferne, seinen Mangel an ,,Seele``, dieser Vermittlungs- und Versöhnungsinstanz zwischen Geist und Trieb, in sein ,,Unmenschentum`` und ,,verzweifelt Herz``, seine Überzeugung, verdammt zu sein. Welch eine ,,Lebensbeichte`` des entsagenden und einsamen Erkenntnis-Künstlers.
In der Entstehung des Doktor Faustus berichtet Thomas Mann auch über den Beginn seiner Arbeit: Am 23. Mai 1943, einem Sonntagmorgen, kaum mehr als zwei Monate, nachdem ich jenes alte Notizbuch hervorgezogen, dem Datum, an dem ich auch meinen Erzähler, Serenus Zeitblom, sich an sein Werk machen lasse, begann ich Doktor Faustus zu schreiben. Der Roman erschien 1947 in einem Deutschland, das noch in Trümmern lag. Wie der Zauberberg den Kulturverfall vor dem 1. Weltkrieg zum Thema hatte, reflektierte der Faustus die Epochenentwicklung, die in den 2. Weltkrieg mündete. Das persönliche Motiv des Teufelsbundes vom Nichtwissenkönnen in Goethes Faust ersetzt Mann durch das Motiv des Nichtschaffenkönnens im Doktor Faustus.
Wenden wir uns einigen Passagen des Buches selbst zu: Doktor 
Faustus. Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn, erzählt von einem 
Freunde. Als Motto stellt Thomas Mann seinem Werk den Anfang des zweiten Gesanges aus der 
Hölle der göttlichen Komödie voran: 
Der Tag entwich schon, und der düstre Himmel,
Entlud die Wesen, die auf Erden wohnen,
All ihrer Mühen, aber ich allein nur
Hielt mich bereit, den Kampf zu überstehen,
So mit dem Weg, als auch mit dem Erbarmen,
Den mein Gedächtnis ohne Trug soll schildern.  
O Musen, hoher Geist, kommt mir zu Hilfe,
Gedächtnis, welches schrieb, was ich gesehen,
Hier wirst du deinen Adel offenbaren. 
Eingedenk des Mottos läßt der Autor den Erzähler beginnen: Mit aller Bestimmtheit 
will ich versuchen, daß es keineswegs aus dem Wunsche geschieht, meine Person in den 
Vordergrund zu schieben, wenn ich diesen Mitteilungen über das Leben des verewigten 
Adrian Leverkühn, dieser ernsten und gewiß sehr vorläufigen Biographie des teuren, 
vom Schicksal so furchtbar heimgesuchten, erhobenen und gestürzten Mannes und genialen 
Musikers, einige Worte über mich selbst und meine Bewandtnisse vorausschicke. So beginnt 
die Musikerbiographie aus der umdrohten Festung Europa; die den Erzähler aber 
bereits nach einigen weiteren Ausführungen innehalten läßt. Ich überlese die 
vorstehenden Zeilen und kann nicht umhin, ihnen eine gewisse Unruhe und Beschwertheit 
des Atemzuges anzumerken, die nur zu bezeichnend ist für den Gemütszustand, in dem ich 
mich heute, den 23. Mai 1943, drei Jahre nachdem er aus tiefer Nacht in die tiefste gegangen, 
in meinem langjährigen kleinen Studierzimmer zu Freising an der Isar niedersetze ... 
Einer Overtüre gleich läßt Mann durch den Erzähler im I. Kapitel die wesentlichen Themen 
des besessen ,,Dämonischen`` und krankhaft ,,Genialischen`` im Wesen 
Leverkühns ebenso wie die Ausübung eines gräßlichen Kaufvertrages in einsamer 
,,Kälte`` anklingen. Das Vorspiel endet mit einem beunruhigenden und ahnungsvollen 
Schauer: Ich möchte seine Einsamkeit einem Abgrund vergleichen, in welchem Gefühle, die 
man ihm entgegenbrachte, lautlos und spurlos untergingen. Um ihn war Kälte - und wie 
wird mir zumute, indem ich dies Wort gebrauche, das auch er in einem ungeheuerlichen Zusammenhange 
einst niederschrieb! Ahmte der Autor das ,,schwarze Loch`` seiner eigenen Existenz 
nach? War es der Abgrund Einsteins, der hinter jedem Einverständnis zugedeckt blieb? 
Die eisige Hand der Statue war es jedenfalls nicht, die einst Don Giovanni in die 
Unterwelt stieß, weil er der triebhaften Natur nachgab und die moralische Liebe verhöhnte. 
Im II. Kapitel stellt sich der Erzähler vor: Mein Name ist Dr. phil. Serenus Zeitblom. Ich selbst beanstande die sonderbare Verzögerung dieser Kartenabgabe, aber, wie es sich trifft und fügt, der literarische Gang meiner Mitteilungen wollte mich bis zu diesem Augenblick immer nicht dazu kommen lassen. Mein Alter ist sechzig Jahre, denn A. D. 1883 wurde ich, als ältestes von vier Geschwistern, zu Kaisersaschern an der Saale, Regierungsbezirk Merseburg, geboren, derselben Stadt, in der auch Leverkühn seine gesamte Schülerzeit verbrachte ... Mit Kaisersaschern läßt Thomas Mann natürlich das alte Lübeck der Luther-Zeit wieder auferstehen. Die Reformation will er dabei als ,,Brücke`` verstanden wissen, die nicht nur aus scholastischen Zeiten herüber in unsere Welt freien Denkens, sondern ebensowohl auch zurück ins Mittelalter führt. Die Schulzeit der beiden verlegt er ins Gymnasium der humanistischen Richtung und läßt Serenus den fast geheimnisvollen Zusammenhang des altphilologischen Interesses mit einem lebendig-liebevollen Sinn für die Schönheit und Vernuftwürde des Menschen preisen. Thomas selbst besuchte seinerzeit das Realgymnasium zur Vorbereitung auf den Kaufmannsberuf. Aus seiner Präverenz macht er keinen Hehl: Der Mann der naturwissenschaftlichen Realien kann wohl ein Lehrer, aber niemals in dem Sinn und Grade ein Erzieher sein wie der Jünger der bonae literae. Aber nicht nur die Naturwissenschaften will Serenus vom ,,literarischen Geist`` geschieden wissen, sondern auch die Musik: Auch jene andere, vielleicht innigere, aber wundersam unartikulierte Sprache, diejenige der Töne (wenn man die Musik so bezeichnen darf), scheint mir nicht in die pädagogisch-humane Sphäre eingeschlossen.
Neben der Sprachgelehrsamkeit und der Tonsprache thematisiert Mann auch die Naturmystik des Paracelsus, wenn er Zeitbloms Vater ein naturkundliches Laboratorium betreiben läßt. Dabei teilt er das Mißtrauen einer religiös-spiritualistischen Epoche gegen die aufkommende Leidenschaft, die Geheimnisse der Natur zu erforschen. Im Labor erblicken die Knaben staunend Hetera esmeralda, ein Schmetterling, in durchsichtiger Nacktheit den dämmernden Laubschatten liebend. Damit schlägt der Autor bereits ein Generalthema an, das mit der syphilitischen Liebesnacht bei der Hure Esmeralda und dem Lied O lieb Mädel wieder aufgenommen wird: Gift und Schönheit, Gift und Zauberei, aber auch Zauberei und Liturgie. In der ,,Hexenküche`` des ,,Alchimisten-Gewölbes`` beschäftigte Adrian bereits der Gedanke von der Einheit der belebten und der sogenannten unbelebten Natur.
In Adrian erwachte früh der pythagoräische Sinn für die zahlenmystische Einheit von 
Mathematik und Musik. Serenus weiß zu berichten: Es nimmt ja die Mathese, als 
angewandte Logik, die sich dennoch im rein und hoch Abstrakten hält, eine eingentümliche 
Mittelstellung zwischen den humanistischen und den realistischen Wissenschaften ein; und genau 
diese Zwischenstellung, die er für ,,universell`` hielt, bezeichnete Adrian 
als ,,das Wahre``. Der Faszination der Mathematik vermag Thomas Mann leider nicht 
Ausdruck zu verleihen; wenn er Serenus berichten läßt: Auch dabei, daß er über 
Pflicht und Nötigung hinaus Algebra trieb, zum Vergnügen die Logarithmentafel handhabte, über 
Gleichungen zweiten Grades saß, bevor man noch von ihm verlangt hatte, potenzierte Unbekannte zu 
identifizieren ... Wie auch Hermann bemängelt, sind das bloß triviale Rechnereien, die nicht viel 
mit ,,angewandter Logik`` zu tun haben. Warum läßt Mann seine ,,Primusgestalt`` 
nicht die Summenformel
für eine Reihe finden, die Irrationalität
von  zeigen oder den Beweis 
der Gleichung
 zeigen oder den Beweis 
der Gleichung

suchen? Die wichtigsten Konstanten der Analysis in einer Formel:  und i! 
Das Rechnen überlassen Mathematiker den Maschinen. Ihre Profession ist es, Beweise für als 
wahr erahnte Sätze zu finden. Seit der griechischen Antike besteht das klassische Schema der 
Mathematik aus: Definition, Satz, Beweis. Thomas Mann hatte mit Mathe bekanntlich nichts am Hut. 
Gleichwohl hätte er hier mehr Sorgfalt walten lassen müssen und z.B. seine Frau fragen können, 
die einige Semester Mathematik studiert hatte. Um die Musik dagegen hat sich der Großschriftsteller 
intensiv bemüht und wiederholt längere Unterredungen mit Bruno Walter, Schönberg und Adorno 
gehabt. Mit dem Musikphilosophen hat er sogar ganze Passagen seines Buches besprochen. Die 
Auskundschaftung der Klaviatur, der Akkordik, der Windrose der Tonarten, des Quintenzirkels ... 
und allerlei Modulationsübungen ..., die der Beschäftigung mit ,,dem Wahren`` folgten, 
werden sehr detailliert ausgebreitet. Die Musik als Beziehungsgewebe von Zweideutigkeiten durch 
enharmonische Verwechslung soll ja strukturbildend für das ganze Buch sein und insofern ist ihre 
ausführliche Darstellung und Anwendung auch angemessen. Man kann aber nicht der Mathematik und den 
Naturwissenschaften den Bildungswert absprechen, ohne sie zu kennen.
 und i! 
Das Rechnen überlassen Mathematiker den Maschinen. Ihre Profession ist es, Beweise für als 
wahr erahnte Sätze zu finden. Seit der griechischen Antike besteht das klassische Schema der 
Mathematik aus: Definition, Satz, Beweis. Thomas Mann hatte mit Mathe bekanntlich nichts am Hut. 
Gleichwohl hätte er hier mehr Sorgfalt walten lassen müssen und z.B. seine Frau fragen können, 
die einige Semester Mathematik studiert hatte. Um die Musik dagegen hat sich der Großschriftsteller 
intensiv bemüht und wiederholt längere Unterredungen mit Bruno Walter, Schönberg und Adorno 
gehabt. Mit dem Musikphilosophen hat er sogar ganze Passagen seines Buches besprochen. Die 
Auskundschaftung der Klaviatur, der Akkordik, der Windrose der Tonarten, des Quintenzirkels ... 
und allerlei Modulationsübungen ..., die der Beschäftigung mit ,,dem Wahren`` folgten, 
werden sehr detailliert ausgebreitet. Die Musik als Beziehungsgewebe von Zweideutigkeiten durch 
enharmonische Verwechslung soll ja strukturbildend für das ganze Buch sein und insofern ist ihre 
ausführliche Darstellung und Anwendung auch angemessen. Man kann aber nicht der Mathematik und den 
Naturwissenschaften den Bildungswert absprechen, ohne sie zu kennen. 
Im VIII. Kapitel nehmen Adrian und Serenus an Vortragsabenden des Musiklehrers Wendell Kretzschmar teil. Folgende Überschriften zierten das Programm:
Alle Themen wußte Kretzschmar unterhaltsam und gelehrt vorzutragen. Im Anschluß an die Unterscheidung harmonische Subjektivität, polyphonische Sachlichkeit lasse sich in Beethovens Spätwerk die Überwindung des ,,Nur-Persönlichen`` und der Übergang ins große und geisterhafte des Mystischen und Kollektiven verfolgen. Die Kunst der Fuge, dem liturgischen Zeitalter zugehörig, sei durch Beethoven vom Kultischen ins Kulturelle emanzipiert worden. Dem musikalischen ,,Durchbruch`` Beethovens vom ,,Nur-Persönlichen`` in die ,,überpersönliche Klassik`` entsprechen dabei Goethe in der Dichtung und Manns eigener ,,Durchbruch`` in seiner Schriftstellerkarriere. Und in den Lebenswerken entsprechen sich die Neunte Sinfonie sowie Faust und Doktor Faustus.
Mit der Musik und das Auge pointierte Kretzschmar den Zusammenhang zwischen dem 
Notenbild der Tonschrift und dem Kompositionsstil. Die Musik sei die geistigste aller 
Künste und man sage wohl, die Musik ,,wende sich an das Ohr``; aber das tue sie 
nur bedingtermaßen, nur insofern nämlich, als das Gehör, wie die übrigen Sinne, stellvertretendes 
Mittel- und Aufnahmeorgan für das Geistige sei. Der sechsstimmige Kanon Bachs zum königlichen 
Thema sei z.B. Musik, die nicht mehr mit dem Gehörtwerden rechne. Von der letztlich ,,geistigen 
Reinheit`` der Musik kam Kretzschmar in seinem nächsten Vortrag zur Idee des 
Elementaren, des Primitiven, des Uranfänglichen. Mit den ersten und einfachsten Bausteinen ihrer 
Welt feiere die Musik gleichsam ihre kosmische Gleichnisfähigkeit, ein Parallelismus, den 
Wagner sich in seinem kosmogonischen Mythos vom Ring zu nutze gemacht habe; denn die Musik 
des Anfangs sei das und auch der Anfang der Musik, der Es-dur-Dreiklang der strömenden Rheinestiefe, 
die sieben Primitivakkorde, aus denen, wie aus cyklopischen Quadern von Urgestein, die Burg der 
Götter sich aufbaue. Der Musiklehrer holt zu einem weiten Bogen aus bis hinunter zu den vorkulturellen 
Formen der Musik. Auf Adrian machte der letzte Vortrag über das Elementare und Gleichnishafte 
in der Musik großen Eindruck. Serenus hegte eine wärmende Liebe zur Musik. Bei Adrian 
war das Interesse ein noch stärkerer Affekt als die Liebe. Und er verstand darunter eine Liebe, 
der man die animalische Wärme entzogen habe. Während des letzten Schuljahres begann Leverkühn 
freiwillig mit dem Studium des Häbräischen. Und es stellte sich heraus, daß er Theologie 
studieren wollte. 
Und leider auch Theologie . Mit der Religion kamen Gott und Teufel, Gut und Böse in die Welt. Für Adrian begann der Wahn. Im XXV. Kapitel berichtet Zeitblom über eine geheime Aufzeichnung aus Leverkühns Nachlaß. Der Tonsetzer halluziniert darin über ein Gespräch mit dem Teufel. Der Teufel hält den Künstler für einen Bruder des Verbrechers und Verrückten. Der Unterschied zwischen Leben und Tod ist ihm gehupft wie gesprungen. Eisblumen, oder solche aus Stärke, Zucker und Zellulose,- beides ist Natur. Und vor dem Faktum der Lebenswirksamkeit wird jeder Unterschied von Krankheit und Gesundheit zunichte. Am Schluß kommt er zum Zweck seines Besuches, der ,,Konfirmation``. Mit der Aussicht auf den ,,Durchbruch`` im künstlerischen Schaffen wird der Teufel ihm die Liebe verbieten: Liebe ist dir verboten, insofern sie wärmt. Dein Leben soll kalt sein - darum darfst du keinen Menschen lieben. Was denkst du dir denn? Die Illumination läßt Geisteskräfte bis zum Letzten intakt, ja steigert sie zeitweise bis zur hellichten Verzückung,- woran soll es am Ende denn ausgehen, als an der lieben Seele und am werten Gefühlsleben? Eine Gesamterkältung deines Lebens und deines Verhältnisses zu den Menschen liegt in der Natur der Dinge,- vielmehr sie liegt bereits in deiner Natur, wir auferlegen dir beileibe nichts Neues, die Kleinen machen nichts Neues und Fremdes aus dir, sie verstärken und übertreiben nur sinnreich alles, was du bist. Ist etwa die Kälte bei dir nicht vorgebildet, so gut wie das väterliche Hauptweh, aus dem die Schmerzen der kleinen Seejungfrau werden sollen? Kalt wollen wir dich, daß kaum die Flammen der Produktion heiß genug sein sollen, dich darin zu wärmen. In sie wirst du flüchten aus deiner Lebenskälte ... Die ,,Kleinen``, die ,,Flagellaten``, die ,,Geißeln der Venus``, das waren die Syphiliserreger, die ,,schwärmten`` wie der Schmetterling und die Hure ,,Esmeralda``.
Nach seinem Ausflug in die Theologie hatte sich Leverkühn wieder der Musik zugewandt. Den Liederzyklen romantischer Liebeslyrik und Naturmystik folgte die komische Oper Verlorene Liebesmüh. Der weiteren ,,rationalen Durchorganisation`` des ,,Wildwuchses`` in der Musik genügte die kosmologische Symphonie Die Wunder des Alls, gleichsam als Widerspiel zur nationalistisch-wagnerisch-romantischen Reaktion. Für Zeitblom verbanden sich dabei ,,musikalische Theologie`` mit ,,mathematischem Zahlenzauber``: Vernunft und Magie begegnen sich wohl und werden eins in dem, was man Weisheit, Einweihung nennt, im Glauben an die Sterne, die Zahlen ... Und wieder sorgt er sich um den humanistischen Bildungswert: Die Daten der kosmischen Schöpfung sind ein nichts als betäubendes Bombardement unserer Intelligenz mit Zahlen, ausgestattet mit einem Kometenschweif von zwei Dutzend Nullen, die so tun, als ob sie mit Maß und Verstand noch irgend etwas zu tun hätten. Es ist in diesem Unwesen nichts, was meinesgleichen als Güte, Schönheit, Größe ansprechen könnte.
Der ,,Kometenschweif`` vieler Dezimalstellen in der quantitativen Beschreibung kosmischer 
Dimensionen verwirrt den Literaten und er muß sich sogleich wieder der qualitativ-humanistischen 
Werte der ,,Güte, Schönheit, Größe`` vergewissern. Ob er wohl schon mal daran gedacht
hatte, daß alle Sinneserlebnisse und Gefühlsintensitäten im Bewußtsein primär quantitativ sind? 
Sogar unsere Grundstimmung des Hintergrundbewußtseins variiert noch kontinuierlich zwischen 
Schläfrigkeit und Unruhe. Ganz zu schweigen von unseren Sinnesleistungen, z.B. den zwölf  
Zehnerpotenzen in der Dynamik des Helligkeitsbereiches zwischen finsterstem Dunkel und gleißendster 
Helle, die wir zu sehen vermögen. Auch das ist der Mensch! Und die Begeisterung für das lustbetonte 
Einfühlen in die ,,Größe`` kosmischer Weite sowohl wie das Vermögen, mathematische 
,,Schönheit`` zu erschauen, bleiben dem ignoranten literarischen Geist verborgen. 
Solchen Leuten wie Zeitblom müßte die GPS-Navigation ihres Autos als ,,Wunder`` 
erscheinen und die berüherungslose LASER-Abtastung ihrer CD als Hokuspokus. Ganz zu schweigen von 
den Technologien des Qauntencomputing und der Teleportation, die auch auf grundlegende Arbeiten 
des Erkenntnis-Künstlers und Physikers Albert Einstein zurückgehen.  
Im Vorwort zum ersten Jahrgang von Maß und Wert schreibt Thomas Mann 1937: Musische 
Begriffe sind es vor allem, diese beiden, ,,Maß`` und ,,Wert``, das ist Ordnung 
und Licht, die Musik der Schöpfung und dessen, was schöpferisch ist; es ist auch das Errungene, 
dem Chaos Abgewonnene, das Anti-Barbarische, der Sieg der Form, des Menschen. Und den Menschen 
weiter von der Natur absetzend sieht er die Kunst als Sphäre der Kühnheit, des Wagnisses 
an - als die ,,Qualität`` selbst; und ihr ,,Maß``, das sie in sich trägt, 
ist auch das Maß, das angelegt wird, es ist das Richtende, die kritische Waage. Goethe 
zitierend fügt Mann hinzu: ,,Heute kommt es darauf an, was einer wiegt auf der Waage 
der Menschheit. Alles Übrige ist eitel``. Wozu nur wieder die Einengung auf den Menschen, 
zumal ja nur der Horizont der natürlichen Sprache gemeint ist? Schließlich ist auch er ,,nur`` 
Darsteller im großartigen Naturschauspiel kosmischer Entwicklung. Der politischen Intention in der 
Bestimmung von Maß und Wert durch Thomas Mann hätte gleichwohl auch Albert Einstein zugestimmt: 
Künstler wollen wir sein und Anti-Barbaren, das Maß verehren, den Wert verteidigen, das Freie und 
Kühne lieben und das Spießige, den Gesinnungsschund verachten ... , wo er sich in pöbelhafter 
Verlogenheit als Revolution gebärdet. Die Germano-Faschisten hatten nicht nur die Künste verhunzt 
und als ,,entartet`` denunziert, sondern mit dem ,,Sozialdarwinismus`` und der 
,,deutschen Physik`` auch die Wissenschaften in Mitleidenschaft gezogen. 
Zurück zum Faustus. In das ,,apokalyptische Oratorium`` konnte dem Komponisten nur noch folgen, wer die Nachbarschaft von Ästhetizismus und Barbarei, den Ästhetizismus als Wegbereiter der Barbarei in eigener Seele erlebt hatte. Das ,,Höllengelächter`` hatte dabei sein Gegenstück im wundersamen Kinderchor kosmischer Sphärenmusik. Und nach dem Entzug an Lebensglück und Liebeserlaubnis durch das Scheitern seines Ehe-Planes, den Verlust des Freundes und der Hinwegnahme des wunderbaren Kindes brach Leverkühn dann durch in die Dodekaphonie der ,,Faust-Kantate``. Das Kunstwerk schwärmte davon wie der Schmetterling und ließ den Komponisten als Puppe zurück. Wie Borchmeyer und Heftrich betonen, erfolgte der ,,Durchbruch`` mit Adorno wohl noch über Schönberg hinaus in die Anfänge der ,,seriellen Musik`` und ,,Mikropolyphonie``. Das wären aber Themen für einen weiteren Essay.
In Erinnerung rufen möchte ich das Entsagungsmotiv. Thomas Buddenbrooks entsagte dem Blumenmädchen und Tonio Kröger ließ verlauten: Es ist aus mit dem Künstler, sobald er Mensch wird und zu empfinden beginnt. Der ,,Teufelspakt`` Leverkühns reiht sich weiter ein in Alberichs Entsagung der Minne Macht, dem Eheverbot der Historia - und der Kälte der Melancholie. Borchmeyer zitiert dazu die Strophe aus einem Gedicht Ludwig Tiecks :
Die Liebe, die der Schöpfung All durchklingt,
Der Schirm in Jammer und in Leiden,
Die Blüte aller Menschenfreuden,
Die unser Herz zum höchsten Himmel schwingt,
Wo Durst aus sel'gem Born Erquickung trinkt,
Die Liebe sei auf ewig dir versagt. 
Die Interpretation der Facetten der Liebe in den zwölf Variationen des ,,Generalthemas`` des Faustus sprengt natürlich den Rahmen dieser Arbeit. Anzumerken bleibt aber der Hinweis, daß die Liebe eine Zweideutigkeit mit der Musik teilt. Kehrseite der Liebe sind Eifersucht, Bessenheit, Haß sowie Unfreiheit und Ungerechtigkeit. Dem Existentialisten Satre wie dem Freigeist Einstein galt sie daher als eine sinnlose Leidenschaft; denn Liebe heiße eine Freiheit besitzen wollen. Die grausame Lebenswirksamkeit der Teufelsmacht in der melancholischen Kälte Leverkühns hatte den Tod seiner Liebsten zur Folge. Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Denn eine ,,wohltemperierte`` Liebe vermag Freigeist und Erotik lustvoll zu verbinden. So wie in der Kulturentwicklung der Deutschen das ,,Gute`` durch Teufelslist ins ,,Böse`` umschlug, erging es auch den überhitzt Liebenden in der relativ frostigen Nähe Adrians.
In der Nachschrift zu seinen Aufzeichnungen fragt sich Serenus nach der Tragödie Adrians und dem Untergang des Deutschtums resigniert: Werde ich wieder einer humanistischen Prima den Kultur-Gedanken ans Herz legen, in welchem Ehrfurcht vor den Gottheiten der Tiefe mit dem sittlichen Kult olympischer Vernunft und Klarheit zu einer Frömmigkeit verschmilzt? Inwieweit Zeitbloms ,,Frömmigkeit`` aus der Verbindung von Natur und Geist zur ,,kosmischen Religiösität`` Einsteins zu erweitern sei, werde ich sogleich andeuten.