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Weissagung der Seherin


Der Riesen gedenk' ich,

der frühe gebornen,

die mich vorzeiten

aufgezogen;

weiß neun Welten,

weiß neun Wurzeln,

den herrlichen Maßbaum

unter der Erde.


In uralten Zeiten,

da hauste der Ymir,

keinen Sand, keine See gab's

noch kalte Brandung;

die Erde - nirgends,

kein Himmel darüber,

nur gähnender Abgrund

und gar kein Gras!


Bis dann Burs Söhne

den Boden hoben,

die, welche Midgard,

den mächtigen, schufen;

die Sonne von Süden

schien auf den Steingrund;

da wuchs aus der Erde

das grünende Gras ...


Bis ihrer dreie

vom Stamm der Asen,

liebreich - mächtige,

kamen zum Meere:

fanden am Strande,

ganz entkräftet,

Ask und Embla,

ohne Schicksal.


Hatten weder

Geist noch Leben,

nicht Wärme noch Stimme

noch frohe Farbe;

Leben gab Odin,

Geist gab Hörnir,

Wärme gab Lodur

und frohe Farbe.


Ich weiß eine Esche,

Yggdrasil heißt sie,

die hohe, getränkt

mit weißen Wassern;

von dort kommen drei

vielwissende Jungfrau'n,

aus dem Wasser,

das unter dem Brunnen rinnt;


Urd hieß man die eine,

die andere Werdandi

und Skuld die dritte -

sie ritzten's ins Scheit ein -

die schufen das Schicksal

den Menschenkindern,

bestimmten, wie lange

ihr Leben währt ...


Laut heult der Wolf

vor Gripahellir;

es reißt die Fessel,

es rennt der Wolf;

weit ist mein Wissen,

weithin erkenn' ich

der siegreichen Götter

schlimmes Geschick.