Im Juli 1939 informierten die ungarischen Physiker Szilard und Wigner Einstein
über die kriegstechnischen Möglichkeiten, die sich aus der Uranspaltung
mit Kettenreaktion und Massendefekt ergeben könnten. Einstein:
,,Daran habe ich gar nicht gedacht`` (53., S. 284). Kurz darauf
unterzeichnete er einen Brief an Präsident Roosevelt, in dem darauf
hingewiesen wird, daß die Kernspaltung des Elements Uran zu einer wichtigen
Energiequelle und insbesondere zur Herstellung neuer Bomben von höchster
Detonationsgewalt nutzbar gemacht werden könne. Der amerikanischen
Regierung wird empfohlen, den kerntechnischen Fragen die notwendige
Aufmerksamkeit und Geldmittel zukommen zu lassen. Abschließend werden
die Anstrengungen deutscher Wissenschaftler auf diesem Gebiet und personelle
Verknüpfungen mit dem Auswärtigen Amt erwähnt.
Zu seiner Rolle bei diesem Brief äußerte sich Einstein um 1950 so: ,,Ich habe eigentlich nur als Briefkasten gedient. Man hat mir einen fertigen Brief gebracht, und ich habe ihn bloß unterschrieben`` (53., S. 288). Allerdings fand sich in Einsteins Nachlaß ein offensichtlich aus dem Stehgreif diktierter Entwurf des geplanten Briefes (52., S. 284), der Szilard als Vorlage zur Formulierung der von Einstein später unterzeichneten Fassung gedient haben könnte.
Die Unterzeichnung (oder auch Formulierung) des Briefes an Roosevelt war Einsteins einziger, wenn auch womöglich wichtiger Beitrag zur Entwicklung der Atombombe. An den wissenschaftlichen Arbeiten wurde er nicht mehr beteiligt, z.T. weil er sich inzwischen mit seinen vergeblichen Versuchen zur Formulierung einer einheitlichen Feldtheorie und seiner Ablehnung der Quantentheorie isoliert hatte, z.T. weil er als Kommunistenfreund als politisch unzuverlässig galt.