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Einsteins erkenntnisleitende Interessen

Vor der genaueren Skizzierung der Argumentation Einsteins in seinen erwähnten Originalarbeiten, eine Bemerkung zu seinen ,,erkenntnisleitenden Interessen'' (21., S. 240ff). Auf der Basis früher Situationsbewältigungen (siehe S. 3) formen sich Einsteins Erkenntnisinteressen vornehmlich in späterer Orientierung an Themata des mechanistischen Weltbildes (kosmisch-religiös wie mechanisch-materialistisch): Ordnung, Gewißheit und Vereinheitlichung.

Einsteins wissenschaftliche Leistungen umfassen Beiträge zur statistischen Mechanik (24.), zur Quantentheorie (Quantenoptik, Theorie der spezifischen Wärmen, Quantenstatistik) sowie zur Elektrodynamik und Kosmologie (Relativitätstheorie, 25., 26., 27., 28.). Dem Interesse an Vereinheitlichung physikalischer Theorien folgend, geht es Einstein um die präzise Herausarbeitung der Anwendungsbereiche und Grenzen jeweiliger Theorien sowie um die Übertragung in einer Theorie bewährter Prinzipien auf andere. Etwa beim Aufzeigen der Gültigkeitsgrenzen der klassischen (phänomenologischen) Thermodynamik gegenüber seiner molekularkinetischen Theorie (vgl. 4.2) sowie bei seiner Erweiterung des Gegenstandsbereiches der kinetischen Theorie über den der Gase hinaus (vgl. 4.3). Oder bei der Übertragung des Relativitätsprinzips von der Elektrodynamik auf die Gravitationstheorie (vgl. 4.4) sowie bei der Anwendung des Quantenprinzips auf die Struktur der Strahlung (Photonenhypothese, vgl. 4.3) und die Gitterschwingungen in Festkörpern (Theorie der spezifischen Wärmen).

Infolge seiner in Newton'scher Tradition stehenden Auffassung, ,,daß jegliches Indiz von Chaos oder Ungewißheit auf einer zugrundeliegenden Schicht von Ordnung und Gewißheit beruhen und durch sie erklärbar sein müsse`` (12., S. 38f), bleibt Einstein zeitlebens ein Gegner der Quantentheorie (29.) Bohrs, Heisenbergs und Borns (wie auch die in Einsteins Folge arbeitenden de'Broglie und Schrödinger). Dieses Erkenntnisinteresse trägt auch entscheidend zum ,,Verständnis`` seiner Arbeit zur Brown'schen Bewegung bei.



Ingo Tessmann
Mon Feb 19 08:55:05 MEZ 1996