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Machs Positivismus und der Zerfall der Philosophie

Einstein versteht es, für seine physikalischen Arbeiten verschiedene philosophische Annahmen fruchtbar zu machen. Steht er in seiner Frühzeit mehr unter dem Einfluß des mechanischen Materialismus Büchners (17.), des Positivismusï Machs (16., 18.) und des Empirismus Humes (19.), wendet er sich in späteren Jahren mehr einer kosmischen Religiösität zu (8., S. 15ff, 12., S. 203ff). Es sei hier lediglich kurz beim Positivismus verweilt: Anknüpfend an die Aufklärungsphilosophie (20.) propagiert Comte das Erkenntnismonopol der Naturwissenschaft (Physik): der positive Geist soll sich beziehen auf Tatsachen (im Ggs. zu Einbildungen), Gewißheit (im Ggs. Unentschiedenheit), Genauigkeit (im Ggs. zu Unbestimmtheit), Nützlichkeit (im Ggs. zu Eitelkeit) und auf relative Geltung (im Ggs. zu Absolutheit).

Machs Elementenlehre ist dann der Versuch, die Welt als Inbegriff von Tatsachen und damit die Wissenschaft als die Sphäre zu rechtfertigen, der ausschließlich Realität zugesprochen werden kann (Immanenzphilosophie). ,,Der Witz seines monistischen Ansatzes ist, daß Elemente im Zusammenhang mit einem Ich Empfindungen sind, aber in Relation untereinander Merkmale von Körpern'' (21., S. 105ff). ,,Die ganze innere und äußere Welt (setzt sich) aus einer geringen Zahl von gleichartigen Elementen in bald flüchtiger, bald festerer Verbindung zusammen'' (18., S. 17ff). Als erkenntnistheoretische Konsequenz dieses Ansatzes führt Mach weiter aus: Der Begriff Ursache wird durch den Funktionsbegriff ersetzt. Die physikalischen Begriffe dienen lediglich als Mittel dem Zweck der ökonomischen Darstellung des Tatsächlichen (16., S. 258). Nach dem Zerfall des Idealismus und der Anrüchigkeit des Materialismus sowie der bloßen Subjektbezogenheit des Nihilismus ist der Versuch Machs, die Physik von Metaphysik reinigen zu wollen, ideologisch und fruchtbar zugleich. Ideologisch, weil er sich über die Unterstellungen seiner eigenen philosophischen Basis hinwegtäuscht. Fruchtbar ist seine Kritik Newtons: Die Reformulierung der Newton'schen Definitionen und Axiome (16., S. 237f) sowie seine Forderung, absolute Größen aus der Physik zu verbannen in Verbindung mit dem nach ihm sog. Mach'schen Prinzip (16., S. 227ff, siehe oben S. 5).



Ingo Tessmann
Mon Feb 19 08:55:05 MEZ 1996